Peter Wolf – Sleepless
Dass heute viele der besten Country-Songs oft dort zu finden sind, wo nicht groß „Country“ draufsteht, ist keine News mehr. Aber im Repertoire von Peter Wolf würde man sie nun kaum vermuten. Offenbar ist der ehemalige Vorturner der J. Geils Band bei einem „liquid lunch“ mit Songwriter-Ikone Harlan Howard auf den Geschmack gekommen. Woraufhin er erst „Growing Pain“ schrieb (das dem Simple & True-Verfechter Howard gefallen dürfte), um dann gleich Mick Jagger als Vocal-Gast für „Nothing But The Wheel“ zu besetzen – eine so flotte wie traurige Honky Tbnk-Adaption, die auch den Stones mal wieder gut anstehen würde. Über das frisch entfachte Faible, das sogar Labelkollege Steve Earle einen markanten Gast-Auftritt in „Some Things You Don’t Want To Know“ beschert, hat Wolf seine R&B-Roots nicht vergessen. Respektvoll, mit Träne im Knopfloch, aber nie nur nostalgisch spürt er ihnen nach. Da wird Otis Rush‘ eigentlich totgenudeltes „Homework“ als knuffiger Country-Blues ausgebremst, und die Hommagen an den Geist der großen Labels sind von Chess (Sonny Boy Williamsons Blues-Kracher „Too Close Together“ mit Keef und J. Geils) über Atlantic („Oh Marianne“ als Mariachi-meets-Drifters) bis zu Stax (William Beils „Never Like This Before“) durchweg inspiriert ausgefallen.
Darüberhinaus garantieren Co-Autoren wie Will Jennings, die Uptown Horns und die halbe Dylan-Band kompositorische und musikalische Klasse, nicht zuletzt in der graziltrotzigen Titel-Ballade, die Peter Wolf zu seiner vielleicht schönsten Vocal-Performance bringt. Wie singt er gleich? „To hell with all those memories, and all those Stolen years.“ Die Nächte, die einem den Schlaf stehlen, können mit „Sleepless“jedenfalls kommen.