Papa Roach – Lovehatetragedy: Die schwere Kindheit, das Ende der Adoleszenz etc. :: MOTOR
Papa Roach, so steht’s jetzt in den Geschichtsbüchern, haben mit ihrem 2000 erschienenen Debüt den Nu Metal zu erfinden geholfen. „Infest“, „Last Resort“, „Broken Home“ – alles Songs, die dem sich formierenden Marktsegment gut ins Konzept passten, und da waren die Amerikaner dann recht bald Stars.
Es mag dabei an dem bisschen Punk und rotziger Attitüde liegen, dass die Musik von Papa Roach zumindest hier zu Lande nicht ganz so gut ankommt wie der pseudoharte, klinisch reine Bubi-Core von Linkin Park und anderen Genre-Vertreter, doch ist es ja eben diese Attitüde, die hier auf der Haben-Seite zu Buche schlägt.
Auch auf ihrem zweiten Album mühen sichjacoby Shaddix (ehemals Coby Dick, aber der Name ist ihm inzwischen zu albern) und seine Jungs um Lebensnähe und echte Gefühle, die man meist besser anfassen kann als das larmoyante Mittelschicht-Gegreine der genannten Kollegen. Der schnelle Ruhm, die Heimatlosigkeit junger Musikreisender, schließlich das Ende der Adoleszenz, all das ist hier Thema, und wenn doch schon mal das richtige Leben die Kunst informiert, dann ist das ein gutes Zeichen.
Die Musik müht sich entsprechend. Alberne Grenzgänge zwischen den Genres bleiben fast vollständig aus; ziemlich pure Rock-Riffe („She Love Me Not“), Grunge-Grimm („Singular Indestructable Droid“), Hardcore-Adrenalin („M-80“), alles Belege für den Willen der Band, der Prätention zu entkommen und sich den Weg in eine glaubhafte kreative Zukunft zu öffnen.
Freilich gelingt das oft noch nicht wirklich. Papa Roach sind Kinder ihrer Generation, die ihren Prägungen ganz nicht entkommen können, und so schnell lässt sich die Nu-Metal-Präambel nicht aus dem eigenen Grundgesetz streichen. Immerhin: Der Anfang ist gemacht.