Alternativen :: von Maik Brüggemeyer

Diverse – Antifolk Vol. 1

Die Mischung aus Punk und Folk, die sich Anti-Folk nennt und eigentlich bereits in den 80ern durch Roger Manning, Billy Bragg und andere populär wurde, ist in seiner skurrilen New-York-Comic-Variante spätestens nach den überaus gelungenen Konzerten von Jeffrey Lewis und den Moldy Peaches auch hier zu Lande wieder in aller Munde. Auf „Antifolk Vol. 1“ gibt’s 20 mehr oder wenige kuriose Song-Preziosen von Künstlern, die sich allesamt bei open mies im New Yorker „Sidewalk Cafe“ und „Raven“ kennen gelernt haben. Alles eigens ausgewählt von den Ober-Moldy Peaches Kimya Dawson und Adam Green (dem AFNY-guy höchstpersönlich!). Neben eigenen Songs findet sich hier natürlich auch ein neues Stück von Jeffrey Lewis und eins von Joie Dead Blonde Girlfriend, der sich selbst als Mischung aus den Ramones und Bob Dylan sieht, wobei die Erstgenannten klar die Oberhand behalten. Weiterhin gibt’s elektrisch Verstärktes von Stipplicon (mit Jack Dishel, Steven Mertens und Strictly Beats von den Moldy Peaches), Countryeskes, Bluesiges, Verhuschtes, Durchgeknalltes und Britisch-Folkiges. Nicht alles scheint unter das Label „Anti-Folk“ zu passen, doch das kann höchstens Erbsenzähler und Musikkritiker stören. Die meisten Songs kommen auf dieser Sammlung auch ganz gut ohne Schublade aus. Der New-York-Folk ist zurück. Zum Washington Square kommt man von hier in wenigen Minuten – zu Fuß natürlich. (Rough Trade) 3,5

Granada – Takes A Lot Of Walking

Die sechs Schweden von Granada spielen auf ihrem zweiten Album „Takes A Lot Of Walking‘ einschmeichelnde Songs zwischen Neil Young und Sandy Denny, die durch Bläser-Arrangements eine völlig eigene Note bekommen. Anna Järvinens Stimme – klar wie ein Bergsee, so sagt man wohl – bezaubert, die Duette mit Magnus Vikström geraten besonders anrührend. Besser werden sie einen regnerischen Herbstabend in diesem Jahr nicht verbringen können. (LOOK LEFT/V2) 4,0

Francoiz Breut – Vingt A Trente Mille Jour

Tindersticks mögen sie, die Walkabouts und Calexico coverten ihre Songs, und Howe Gelb widmete ihr einen. Nach Babypause und einem Buch mit Illustrationen gibt es nun das zweite Francoiz-Breut-Album. Mit dabei ist wieder ihr Hauptsongschreiber Dominique A. (der dieser Tage mit „A L ‚/A/T/Vee“ebenfalls ein neues, aber weniger gutes Album veröffentlicht), auch Yann Tiersen hilft aus. Der Sprechgesang und die teilweise kargen, teilweise auch orchestrierten, leicht jazzigen Stücke erinnern an eine ausgeglichene P. J. Harvey, der späte Nick Cave ist nicht weit. (LABELS) 4,0

Superglut – Superglut

Trainingsjacken trägt man nicht nur in Hamburg, Tippkick spielt man nicht nur in Germering, und Superglut ist nicht nur die Grillkohle einer Billigeinkauf kette. Superglut ist auch eine kleine Band aus Dortmund, die Indie-Rock mag, vor allem wohl die Silver Jews und Fink. Die Texte sind fein schrullig, wenn auch nicht immer alles klappt. Aus dem Rahmen fallen die beiden Elektro-Pop-Stücke, besonders schön: „Ramafamilie“. Mit Herz und ohne Kopierschutz. (Kontakt, c.schwieghusen@gmx.de) 3,0

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