The Lovin Spoonful- Do You Belive In Magic?
Der bekennende Fred-Neil-Fan John Sebastian hängte seine Folk-Schuhe auch dann nicht an den Nagel, als er sich entschloss, mit den Lovin‘ Spoonful für einige Jahre zum Pop-Idol für Teenies zu mutieren. „Gettin‘ very tuneful“ war sein erklärtes Ziel, wie Mama Cass in „Creeque Alley“ sang, und das realisierte er mit den zehn Hits in Serie, die er in ganzen anderthalb Jahren seit dem Sommer 1965 für die Lovin‘ Spoonful schrieb, auch ganz prächtig.
Seine Folk-Wurzeln verleugnete er dabei, anders als von Mutter Cass in besagtem Song behauptet, deswegen trotzdem zu keiner Zeit. Blues, Jugband Music und Traditionais waren obligatorischer Bestandteil im Repertoire „seiner“ Band. Auch Brill-Building-Pop wie „You Baby“ war ihm alles andere als fremd. Und Pflichtpensum war bei dem Einstand die Cover-Version von Fred Neils „Other Side Of This Life“.
Selten brauchte Popmeister Sebastian mehr als zwei bis zweieinhalb Minuten, um alles in einem Song auf den Punkt zu bringen. Bei „Let The Boy Rock’n’Roll“ überzog er das Limit um eine, bei „Nashville Cats“ um vier und bei „Summer In The City“ um neun Sekunden. Geradezu epische Länge hatten sein „Night Owl Blues“ (drei Minuten!), mit dem er das Erstlingswerk ausklingen ließ.
Genau genommen, fühlte sich Sebastian gar keinem Zeitgeist verpflichtet. „Good time music“ konnte für ihn alles Mögliche sein. Er war ein rechter Freigeist, wie nach der LP „Daydream “ (4,0) auch „Hums Of The Lovin‘ Spoonful“ seine dritte und womöglich beste Song-Kollektion – bewies. Und obwohl die Band 1967 praktisch schon in Auflösung begriffen war, gelang ihm mit den vielfach wehmütigen Liedern der letzten Spoonful-LP „Everything Playing“ eine genauso herausragende Platte. Glaube man niemandem, der das Gegenteil behauptet. Diese vier LPs waren nie nur „hits and fillers“, sondern voll von wundersamen Wendungen und Überraschungen.
Es ist eine Schande, dass die Alben durchweg in klanglich so schundigen bis schrottigen CD-Versionen pausenlos neu aufgelegt wurden, dass man besser seine LPs behielt. Nach dem von Buddha vor einiger Zeit in exzellentem Remastering vorgelegten „Greatest Hits“-Verschnitt gibt’s jetzt immerhin diese ersten beiden LPs in sehr guter Überspielung.