Roots :: VON JÖRG FEYER

The Flatlanders – Now Again (BLUE ROSE/IN-AKUSTIK)

Mehr als 30 Jahre nachdem sie in Lubbock als Legende starteten, versuchen The Flatlanders tatsächlich eine richtige Band zu sein. Nicht weniger als 12 der ingesamt 14 Songs dieser oft halbakustischen Western Beat-Referenzveranstaltung sind Gemeinschaftsproduktionen von Butch Hancock, Joe Ely und Jimmie Dale Gilmore, darunter das bereits im „Pferdeflüsterer“-Soundtrack vertretene „South Wind Of Summer“, den Gesang teilte man klug auf und ein. Jenseits der 50 geht’s natürlich auch mal ums Ankommen („All You Are Love“), doch lebt „Now Again“ jenseits mancher Sentimentalität von ungebrochener Ruhelosigkeit und sympathischer Rätselhaftigkeit. „Yesterday was judgement day how’d you do?“, will Hancock wissen. „Did you lay down in heaven, did you wake up in hell? I bet you never guessed that it would be so hard to tell.“ Auch der Fun-Faktor kommt nicht zu kurz: „Pay The Alligator“ ist eine Gerichts-Posse. 3,5

Hank Williams Jr. – Almerica Club (CURB/WEA)

In den Tiefen Alabamas, dort, wo vor gut einem halben Jahrhundert Big Daddy ob einer Schießerei die Backstage-Flucht durchs Fenster antreten musste, versammelte der gefürchtete Sohn ein halbes Dutzend Top-Musiker wie Gitarrist James Burton. Musikalisch gerät die Stippvisite im „Almerica Club“ mindestens passabel, oft mitreißend. Bocephus beherrscht ja Blues wie Country, es swingt und rollt und grasst und gospelt, dröger Southern Rock bleibt außen vor. Dariiberbinaus ist oft Toleranz gefragt Denn Hank Jr. erweist nicht nur liebevoll Rufus Payne Referenz, dem Lehrmeister seines Vaters („Tee Tot Song“). Er adoptiert in „The F Word“ auch die Witzfigur Kid Rock als „rebel son“ und beweist sein beschränktes Redneck-Weltbild mit „Big Top Women“ und „America Will Survive“. 3,5

Hank Williams III – Lovesick, Broke & Driftin‘ (CURB/WEA)

Der ungeliebte Enkel, der Mann mit dem fetten Tattoo auf der Schulter und den Widmungen auf der Gitarre, spielt derweil mit dem Feuer in „Trashville“ (Songtitel). Mit dem Outlawz Street Team, das seine Firma sponsort, will der „Hellbilly“ (Eigenwerbung) nichts am Hut haben, lieber spielt er nebenbei auf den Spuren von Black Sabbath Bass bei Superjoint Ritual. „Lovesick, Broke & Driftin „, ein Titel nahe an der Persiflage, ist aber definitiv eher Cow als Punk, und gewiss mehr hat (und heart) als act. Woran auch die bereits vom „ZWi»wk“-Tribute bekannte Country-Vfersion von Springsteens „Atlantic City“ und ein Gastspiel von ZZ Top-Mann Billy Gibbons im Speed-Boogie „Trashville“ nichts ändern. Prägender schon dieses nasale Schnarren des Protagonisten und die Präsenz von Altmeister Kayton Roberts. Der packte seine alte, rote Fender Steel-Gitarre schon vor 50 Jahren für Hank Snow aus. 4,0

20 Miles – Keep It Coming (FAT POSSUM)

Als die „Ruhe vor dem Blues Explosion-Sturm“ solle man sich 20 Miles vorstellen, legt der Waschzettel nahe. Um im Bild zu bleiben: „Keep It Coming“ kommt meist nicht über ein zwar angenehmes, aber doch eher laues Lüftchen hinaus. Für sein Solo-Projekt engagierte Jon-Spencer-Adlatus Judah Bauer zwar nicht weniger als fünfDrummer und sechs Bassisten, um dann doch nur mit ein wenig Country/Gospel-Mörtel eine zu vertraute Burg aus Keef-Riffs und Boogie-Fieber zu bauen. Mit Jon Graboff wird auch ein Pedal-Steel-Gitarrist beschäftigt, der aber nur im Zeitlupen-Instrumental „Like A Rock“ wirklich scheinen darf. Luther Dickinson (von den North Mississippi-Allstars) zeichnet hier als Co-Autor. Auch in „Phaedo“ entwickelt der, sagen wir: begrenzte Vokalist Bauer Charme etwa gar auf Jonathan Richmans Spuren? Mehr davon hätte wirklich die ersehnte Ruhe vor dem Sturm gebracht – und ein besseres Album. 2,5

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