The Breeders – Title TK: Die irrwitzigen Deal-Schwestern quengeln und scheppern wieder :: BEGGARS/CONNECTED
Hei, war das ein Getümmel in den Moshpits, anno 1993, wann immer „Cannonball“ lief: „Want you, koo-koo“ – zu den gewisperten Anzüglichkeiten hüpften auch die mageren Trägerhemdchen-Mädchen mit, weil die lässigen Deal-Schwestern super Indie-Role-Models waren und so schön „ah-hooo-hooo“ sangen.
Das fanden auch die Jungs, und nicht nur die Dandy Warhols träumten in der Folge von einer Freundin, as cool as Kim Deal. Nur gerecht, dass sich das dazugehörige Breeders-Album „Last Splash“ prima verkaufte, besser als jede Platte der Pixies, die Kim Deal vegrämt verlassen hatte. Dann ging leider alles schief, kurz gesagt: Bassistin Josephine Wiggs erlitt einen Nervenzusammenbruch, Kims Zwillingsschwester Kelley an der Gitarre fiel der Drogensucht anheim. und die Band war futsch.
Nach Kims Folgeprojekt The Amps, Schwesterchens Kelley Deal 6000 und diversen Semi-Reunions sind die Breeders wieder da, hurra. Neben Kim machen ihre zwischenzeitlich genesene Schwester, außerdem Gitarrist Richard Presley, Bassist Mando Lopez und Drummer Jose Medels mit, sämtlich von der Hardcore-Band Fear. Mit Produzentenpapst Steve Albini, der bereits das Breeders-Debüt „Pod“ und das Pixies-Album „Surfer Rosa“ produziert hatte, nahmen sie „Title TK“ auf.
Die große Überraschung ist, dass es dieses Album gibt, weniger das Album selbst. Während die fidelen Schwestern live gern auch schon mal ein schmissiges Cover des „Buffy, die Vampirjägerin“-Themas darbieten, fehlen solche Grillen hier. Es ist, hm, ein Breeders-Album eben.
Zum Glück. Besoffene Sinnlichkeit, neckisches Powerriffing – so kann das nur Kim Deal, die ewige Grande Dame und Pippi Langstrumpf des Alternative Rock. Die rockt smart wie eh und je, klingt abwechselnd ganz lieb und bös, mal zerzaust, mal übermütig, nötig und würdevoll waidwund und all das. Dazu schleppen sich scheppernd die Gitarren. Wie die zerbeulten, fast vergessenen Lieblings-Jeans, die man überraschend hinterm Sofa findet und die immer noch bestens sitzen.
Ein veritabler Moshpit-Burner wie seinerzeit ist nicht auszumachen. Nicht schlimm. Die Mädchen von damals haben es inzwischen eh ein bisschen im Kreuz.