Chuck Prophet – No Other Love: Lohnendes Album des ehemaligen Green On Red-Partners :: BLUE ROSE/IN-AKUSTIK
„The Hurting Business“ betitelte der Mann aus San Francisco sein letztes Album. Schmerzlich berührt waren aber ob manch modernistischer Verrenkung vor allem weite Teile der angestammten Fan-Gemeinde, die ihren Chuck möglichst rootsig und rockig wollen. Für die kann nun wieder halbwegs Entwarnung gegeben werden. Gleichwohl kehrt Prophet hier kaum auf das vertraute Terrain etwa von „Hometnade Blood“ – und für Götzendienste an hemmungslos predigenden Gitarren-Göttern gibt es auch geeignetere Objekte als „No Other Love“.
Vielmehr richtet sich der Songwriter, Gitarrist und angehende Multi-Instrumentalist auf seinem auch schon sechsten Solo-Album ziemlich entspannt in einem elektro-akustischen Zwischenreich ein, in dem Prophet auch mal am Roland Rhythm 71 reüssiert und stilistisch so mancher Winkel ausgeleuchtet wird. Charakteristisch etwa wie selbst formal traditionelle Sujets wie „That’s How Much I Need Your Love“ und „After The Rain“, ein hübsches Fast-Duett mit Dauerparterin Stephanie Finch, in atmosphärisch-reduzierten Unter- und Obertönen schimmern. Durch die feminine Freak-Show „I Bow Down And Pray To Every Woman I See“ wehen Synth-Strings, die schöner klingen, als auf dem Papier zu ahnen ist. Echte Geigen gibt’s dann auch noch. „I can go, I can go anywhere“, versichert sich Prophet im getragenen Titelstück, eher Mantra denn Song.
Die rumpelnde Familiensaga „Run Primo Run“ sowie rustikalere R&B-Fingerübungen wie „What Can You Tell Me“ und „Elouise“ atmen hingegen den lockeren spirit der weithin unterschätzten und fast komplett ignorieren Session-Platte, die Prophet im letzten Jahr in Tucson als Raisins In The Sun mit Jules Shear und Jim Dickinson zusammengeführt hatte. Farfisa-Feuer züngeln, Licks glimmen, ein Bariton-Sax quengelt, die Damen besorgen die „gang vocals“.
Was den Affen zum Tanzen bringt, will Prophet noch in einem kleinen Anflug von Swamp-Fieber wissen, bevor er abschließend der „Old Friends“ gedenkt, shuffelnd, mit sanften Licks und der skeptischen Devise: „Go on and search, but there’s no reason to be found.“ Musikalische Gründe, wieder (mal) zu Chuck Prophet zu finden, gibt’s auf „No Other Love“ genug.