The Crash – Wildlife: Plastik-Pop-Draperie und kühl kalkulierter Kitsch von den Finnen :: WEA
Plastik-Pop-Draperie und kühl kalkulierter Kitsch von den Finnen Noch mit ihrem ersten Album, dem 2000 veröffentlichten „Comjbrt Deluxe“, bestätigten die Finnen The Crash so ziemlich alle Vorstellungen, die man sich hiesig von dem kleinen Land im Nordosten Skandinaviens macht: dicke Streichergüsse, leicht verschroben blubbernde Keyboards und süß-melancholische Melodien das Quartett um Vormann Teemu Brunila drehte den eigenen Alterna-Pop ins Märchenhafte und schwelgte ganz ungeniert in Schöngefiihl und mythischem Pathos. Die Landsleute fanden’s toll: The Crash knackten auf Anhieb die nationalen Charts und wurden losgeschickt, Finnland nach den albernen Düstermännern von HIM den nächsten Exportschlager zu bescheren. Dazu jetzt die Kurskorrektur. The Crash, die live bislang immer auf Songs von Duran Duran und Billy Idol angewiesen waren, um ihr Publikum wach zu halten, verabschieden sich mit ihrem zweiten Album von Opulenz undTrauermiene und suchen ihr kreatives Heil in Disco-Beats und lauter freundlichen Liedern, die man aus dem dauernden Dunkel Finnlands so nicht kennt. Nicht, dass Teemu Brunila und seine mittlerweile zum Duo geschrumpfte Begleitband sich für den Wandel verleugnen müssten. Bei den Songs „Star“, „Empty“ und „Secrets“ wird die Gitarre geschrammt und hymnisch gesungen wie zuvor, und auch das lyrische „Oh What A Night“ unterstreicht mit verträumter Harfe und kitschigen Streichern, dass man es durchaus noch mit derselben Band zu tun hat Trotzdem ist alles anders. Brunila befreit seine klassisch entworfenen Lieder von allem unnötigen Ballast und hat offenkundigen Spaß an Plastik-Pop-Draperie und einfaltigem Duktus, hinter dem sich freilich dieselben großen Gefühle verbergen wie zuvor. Richtig weit raus traut sich Brunila dabei nur bei der ersten Auskoppelung „Lauren Caught My Eye“, einer niedlich tippelnden Skandinavien-Disko, die sich als Single fraglos eignet, fürs Album aber eine falsche Fährte legt. Zumindest Eighties-Schlager werden The Crash in Zukunft absehbar nicht mehr singen müssen. JÖRN SCHLOTER