Harry Belafonte – Island In The Sun – The Complete Recordings 1949 -1957
Mehr als Calypso: Auch Belafontes unbekanntere Seiten sind hörenswert Das waren definitiv andere Zeiten, als man es wie Bill Haley mit Ende 20 noch zum international gefeierten Popstar bringen konnte. Im gleichen Alter widerfuhr Harold George Belafonte aus Harlem dasselbe Schicksal.
Nur waren Rock’n’Roll oder Doo-Wop nie sein Ding gewesen. Zunächst Schauspieler und nebenbei mäßig erfolgreicher Pop-Crooner, avancierte er mit Folksongs und clever auch den „weißen“ Geschmack treffenden Calypso-Nummern zum Star. Ach was: Superstar! Von seinem 1955 veröffentlichten zweiten Album „Belafonte“ ‚verkaufte er zwar über die Zeit hinweg „nur“ gut eine Million LPs (der Kollege Sammy Davis brachte es mit dem im selben Jahr erschienenen „Starring Sammy Davis jr.“ immerhin auf mittlerweile sechs Millionen, seinerzeit unerhört für einen Entertainer schwarzer Hautfarbe), aber das Folge-Album „Calypso“ sollte – noch besser verkauft und sensationelle 31 Wochen an der Spitze der LP-Hitparade in den USA eine jahrzehntelange Karriere begründen.
Trotz des spektakulären Erfolges ließ sich Harry Belafonte nicht als netter Onkel Tom der Popmusik (und im Übrigen auch nicht als „Alibi-Neger“ von Hollywood) verheizen. Seine frühen Jazz- und Folk-Einspielungen in diesem Box Set mögen weithin unbekannt sein, denn der normalsterbliche Popfan verbindet seinen Namen überwiegend mit Hits wie Jamaica Farewell“ und „Banana Boat (Day-0)“. Aber schon „An Evening Wilh Belafonte“ ‚(von 1957, hier enthalten) und mehr noch die wegen ihres wunderbaren Wohlklangs legendären „Belafonte At Carnegie Hall“ (1959) und „Belafonte Returns To Carnegie Hall“ -1960, beides sensationell gelungene Aufnahmen und zeidos gute „Living Presence“-Klassiker – belegen, dass er als bürgerrechtsbewegter Folkie seine Botschaften nicht minder überzeugend nach Hause bzw. an die Zuhörer bringen konnte als Woody Guthrie oder Pete Seeger.
Es ehrt diesen Sänger, dass er in den frühen fünfziger Jahren immer Probleme mit den damals üblichen Popsongs hatte, weil die seiner Meinung nach – so die Liner Notes – „mit saccharinsüßen und abgeschmackten Texten“ kamen und – wie er meinte – „die Gefühle unreifer Frauen ausbeuteten“. Das wollte der blendend aussehende Harry angeblich schon in jungen Jahren nicht. Mal sehen, ob Robbie Williams als Matinee-Idol mit 75 eine genauso gute Figur machen wird wie Belafonte. Prima Liner Notes von Colin Escott. Und auch die Überspielungen (von manchmal alles andere ab prima aufgezeichneten Bändern, wie am Ende des gewohnt umfangreichen beiliegenden Buches ausdrücklich erwähnt wird) gehen in Ordnung.