Pink – Missundaztood: Nach keckem R&B-Debüt setzt Pink nun auf polierten Radio-Rock :: ARISTA/BMG
Eins Shakira, zwei Pink, drei Anastacia. Die Spitze der deutschen Singles-Charts. Sahneschnitten, da sind sich Volksmund und „Viva“ einig. Video-Stars! Die aber singen können. Was sie von Platz vier unterscheidet Den belegen die inländischen Retorten-Schnullis Bro’Sis. Singen können, eine eigene Persönlichkeit haben und ein wenig Stilgefühl, das reicht bereits, um Ruhm mit Respekt zu veredeln. Jedenfalls dort, wo man Musik primär via TV konsumiert. Die Kamera liebt dich, Baby, und das Mikro ist nicht beleidigt. Ein guter Humus für Hits. Fehlt nur noch eine Tonne Geld fürs Marketing, ein paar leidlich einprägsame Melodien, gern auch von gestern, und ein Sound von heute: feist und flächig, aggressiv und doch durchhörbar, alle Pegel stets bis zum Anschlag.
Pink hat all das und mehr. Punk-Attitüde als Duftnote, moderat aufgetragen und prima passend zum Handgelenk-Tattoo. Und zu so manchem Songtext über soziale Spannungen, Selbstzweifel und Familiendramen. Klingt verdammt nach Alanis Morissette? Nur entfernt. Eher nach einer Natalie Imbruglia mit Rock-Gedöns. „Lying here on the floor where you left me/ I think I took too much/ I’m crying here, what have you done?/ I thought it would be fun“, lamentiert Pink in „Just Like A Pill“. Soap Pop nur, Verzweiflung hört sich anders an. Pink changiert zwischen Verletzlichkeit und Auflehnung, ist mal tough chick, dann wieder little girl lost. Ohne dass die Hochglanz-Tracks den kleinsten Knick kriegen. Janis Joplin, sagt sie, sei ein Vorbild. Davon ist nicht das Geringste zu spüren auf „Missundaztood“. Nein, Pink ist die Toyah der Generation Gap.
Entsprechend fiel die Wahl ihrer Kollaborateure auf bewährte Schlachtrösser wie Steven Tyler, mit dem sich Alicia Moore, so ihr Geburtsname, durch eine passable, wenngleich aseptisch produzierte Bluesnummer titeis „Misery“ kreischt. Oder Richie Sambora von Bon Jovi, der – was sonst – mediokre Soli beisteuert. Vor allem aber Linda Perry, die überall zu finden ist, singend, arrangierend, spielend, programmierend. Was, Sie erinnern sich nicht an Linda Perry? Das zottelige Vollweib mit der nervtötenden Stimme, Frontfrau der 4 Non Blondes? Na also. Unvergesslich. Wie Pink, an die man sich in zehn Jahren ebenso gern und schnell erinnern wird. Weißt du nicht mehr, die mit den rosa Haaren? Hat so ein bißchen R&B gemacht und Rap und Rock und Pop, alles wie vom Fließband? Ihr Hit war „Get The Party Started“, trug immer nabelfrei und war bei „Viva“ eine Weile aber so was von auf heavy rotation? Sah geil aus und konnte sogar singen? Na siehste, genau die.