Okkerville River

Don’t Fall In Love With Everyone You See

JAG JAGUWAR/CARGO

Skurril-anrührendes Album fiir künftige Americana-Sonderausgabcn Es gibt Leute, die kaufen Romane, weil sie sich beim Stöbern im Buchladen in den ersten Satz verlieben. Zu Hause lassen sie sich voller Vorfreude mit der neuerworbenen Kostbarkeit in ihren Ohrensessel fallen und beginnen zu lesen. Nach einigen Seiten legen sie das Buch enttäuscht zur Seite: Keine der folgenden Seiten reicht an die Schönheit des ersten Satzes heran.

Das Album „Don’t Fall In Love With Everyone You See“ beginnt mit der Zeile „Red is my favourite color, red like your mother’s eyes after awhile of crying about how you don’t love her“. Wer sich da nicht sofort verliebt, ist selbst Schuld, der Rest des Albums wird es schwer haben. Aber Okkervil River aus Austin Texas tun alles, um den Erwartungen gerecht zu werden. Akkordeon, mehrstimmiger Gesang, Fiddle und Mellotron lassen des Öfteren an eine beschwingtere Version von The Band denken, wenngleich auch Einflüsse aus dem guten alten Gitarrenrock zu hören sind. Sänger Will Robinson Sheff klingt ab und an ein bisschen wie Stephen Merrit von den Magnetic Fields, manchmal aber auch – dies bemerkte ein Freund treffend – wie „ein Will Oldham mit intaktem Immunsystem“.

Eine feine Alt-Country-Platte, so abwechslungsreich und unterhaltend, dass es nicht stört, wenn die Schönheit der ersten Zeile nicht erreicht wird.