Vanilla Sky, Regie: Cameron Crowe :: (Start 24.1.)
Jeder Regisseur in Hollywood gerät irgendwann einmal an ein Remake, und häufig kommt das Original aus dem Ausland. Cameron Crowe hat nun Alejandro Amenabars Psychothriller „“Abre Los Qojos“ („“Öffne Deine Augen“) neu verfilmt, der 1997 in Spanien mit acht Goyas prämiert worden ist. Crowe, der alte Rockschreiber, nennt seinen Film jedoch eine Coverversion, was zwar das selbe meint, sich aber klangvoller anhört.
Von einem Remix könnte man auch nicht sprechen, dafür hält er sich in der Struktur, bei den Dialogen und mit der Aussage zu eng an das Vorbild. Sogar Penelope Cruz hat er von damals für die selbe Figur und mit dem selben Rollennamen übernommen. Deutlich anders sind nur Ende und Anfang.
Während einen der Schluss – noch mit Blick auf das World Trade Center, was ungewollt zum Thema passt – eher unbefriedigt zurücklässt, beginnt „“Vanilla Sky“ verheißungsvoll. Tom Cruise erwacht in einem Luxusapartment, geht ins Bad, zupft sich vor dem Spiegel ein graues Haar aus und steigt schließlich in seinen schwarzen Ferrari. Es ist nun Uhr morgens, als er aus der Tiefgarage fahrt, doch niemand sonst ist unterwegs. Es herrscht Totenstille, selbst der Times Square ist wie ausgestorben. In Cruise‘ Schrei hinein fangt die gleiche Sequenz dann noch mal an mit einigen entscheidend veränderten Details. (Alb-)Traum und Realität sind hier noch offensichtlich. Danach verwischt Crowe mit einem sprunghaften Erzählstil aus Vor- und Rückblenden jede Wahrnehmung.
Cruise spielt David Aames, Playboy und Erbe eines Zeitschriftenverlages, den die Geschäfte ebenso wenig kümmern wie die Anteilseigner, die ihn verdrängen wollen. Er kann es sich leisten, keiner Frau eine zweite Nacht mit ihm zu gestatten. Die Tänzerin Sofia (Cruz) jedoch will nicht mit ihm ins Bett die erste Nacht verbringen sie mit Gesprächen über Gott und Gefühle. David glaubt, in ihr die wahre Liebe gefunden zu haben. Und Julie (Cameron Diaz), sein bis dahin aktueller Sexhase, wird eifersüchtig. In einer Kurzschlussreaktion steuert sie den Wagen mit ihm von einer Brücke. David überlebt mit entstelltem Gesicht Von da an wechselt der Film ständig die Zeit- und Bewusstseinsebenen. David sitzt plötzlich mit einer Maske im Gefängnis, und ein Psychiater (Kurt Rüssel) versucht, ihm Erinnerungen an einen Mord zu entlocken.
„“Öffne deine Augen“ ist ein gängiger Begriff, um eine Hypnose zu beenden. Es ist zudem auch der Satz, mit dem David von der sanften Computerstimme seines Weckers geweckt wird, und Sofias liebster Spruch. Die Fragen und Antworten über Narzissmus und Seele, Verantwortung und Sorglosigkeit, Sex und Freundschaft aber durchdringen hier selten die Oberfläche. So leiht sich Crowe alle Gedanken bei den Songs des (famosen) Soundtracks, berauscht er sich geradezu an plakativen Pop- und Filmkulturzitaten, Es zeugt nur von kühler optischer Brillanz, wenn er Flashbacks wie Videoclips montiert oder eine Straßenszene in das Plattencover von „“The Freewheelin‘ Bob Dylan“ überblendet. Spannung, Beklemmung oder gar Mitgefühl stellen sich nicht ein. Fies ist nur, dass Cruise (perfekt in gewohnt schlichter Selbstgewissheit) zwischen Diaz (mehr als nur beeindruckende Beine) und Cruz (nicht mehr als ein bezauberndes Lächeln) wählen kann.
Amenábar äußerte sich über das Remake salomonisch in Crowes Sprachduktus: Beide Filme seien wie der selbe Song, der einmal wie in einer Oper und einmal wie beim Rock’n’Roll gesungen werde.