Michael Jackson :: Invincible
Unbezwingbar banal: 30 Millionen Dollar für Designer-Dancefloor
Der König des Sackgreifens hat einen neuen Freund: Nach dem Abschied von Macauley Culkin und diversen Spielgefährten aus der Nachbarschaft sowie dem Heimgang des legendären Affen Bubbles ist Rodney Jerkins der beste Kumpel von Michael Jackson. Der korpulente Schwarze ist einer breiteren Öffentlichkeit nicht bekannt als Song-Wart von Britney Spears und Zampano am Computer. Jerkins hat an der Hälfte der Songs von „Invincible“ herumgebastelt, bis vom R&B nur noch der Rhythmus blieb.
Lustigerweise erscheint Michael immerhin noch als Ko-Autor und „Executive Producer“ dieser Werkstücke aus dem Nerd-Labor. Zu gern wäre man dabeigewesen, wie der Jerkins – mühelos genialer als das alte Wunderkind – den Jackson über den Tisch zog. Die angeblich 125 Dollar, die der Gefräßige täglich für Fast Food in Rechnung stellte, können die 30 Millionen Dollar Produktionskosten nicht verursacht haben. Die Musiker auch nicht – Michael hat sie abgescharrt. Dafür dankt er auf vier Booklet-Seiten den Kombattanten (die auch gleich zurückdanken), vor allem aber den sehr vielen amerikanischen Studios, in die er mal den Fuß gesetzt hat für dieses Album, und so mancher Firma für „technical support“. Pepsi war gestern und eine Petitesse – heute hängt eine Industrie an dem kleinen Gebiet in ungefährer Höhe von Michaels… Mitte.
Und die kommt noch einmal schön achtzigerjahre mäßig zum Einsatz bei „You Rock My World“, einem unglaublichen Stück Retro-Eunuchen-Disco-Pop. Im Video schwuchtelt Michael durch eine irre verruchte, vollkommen künstlich angelegte Spelunke und zieht sich „Bad“-artig den Hut ins Gesicht. Der eiskalte Engel! Jedenfalls ein Lied. Die Apparatemusik auf „Invincible“ erlaubt sonst kaum eine menschliche Regung, sogar die komplett abgeschmackten Balladen klingen wie von Maschinen beatmet. Je löchriger und brüchiger der Android, der mal Michael Jackson war, desto zickiger und zackiger klingen das Breakbeat-Inferno, das Keuchen und Quietschen, die Durchhalteparolen: „Unbreakable“, „Invincible“. Alles Scheißdreck.
Der einzige wahrhaftige Song in diesem lärmenden, monotonen, toten Gruselkabinett ist das allerliebste „The Lost Children“: „This is for all the lost children/ Just think of all the lost children.“ Doch die Kids haben anderes zu tun. Müssen an die Konsole. Eminem hören.
„Don’t walk away“, ruft Michael noch.