Bernd Begemann

Wenn man nach Ende der Schulzeit bei seinen Eltern auszieht und in einer fremden Stadt sein Glück versucht, zieht man meist in eine so genannte Wohngemeinschaft. Ist man da angekommen, dauert’s nicht mehr lange, bis ein neugewonnener Freund (meist der beste) fragt, ob man nicht Lust habe, mit zum Bernd Begemann-Konzert zu kommen. Bernd Begemann? Man kennt den Namen, kann ihn aber nicht ganz einordnen und kramt in seinem Schubladendenken. Irgendwo zwischen Schlager und Hamburger Schule findet man dann einen kleinen, hingeschmierten Zettel, auf dem „Bernd Begemann – ehemals Die Antwort“ steht. Man ist skeptisch, geht aber mit, denn es ist schließlich der beste Freund, der einen fragt.

Beim Konzert ist man dann zunächst verwirrt, weiß nicht, ob Begemann das alles ernst meint (das wäre peinlich) oder ironisch (das wäre postmodern). Irgendwann merkt man, dass das vollkommen egal ist – und ist begeistert. Begeistert von Begemanns Gitarrenspiel – aber vor allem von seinen launig Kommentaren, die die Songs immer wieder an die Alltagswelt binden. Am Ende des Konzerts kauft man dann beim Bernd eine signierte CD.

Am nächsten Tag legt man den Silberling dann ein, macht man sich ’nen Tee und ist ein bisschen enttäuscht. Kein Vergleich mit der Live-Performance. Die Songs sind zwar immer noch gut, aber zu glatt, es gibt keine spaßigen Kommentare, und das Gitarrenspiel ist allzu brav. Schade. Also warten bis zum nächsten Konzert.

Doch Begemann-Konzerte sind wie gute Freunde: Immer, wenn man sie braucht, sind sie nicht da. Und nun gibt’s endlich eine Begemann-Live-Platte. Der digitale Hausfreund mit vielenvielen großen Songs (vor allem natürlich „Fremder in deiner Wohnung“ und „Zweimal 2. Wahl“) und wenigen kleinen. Natürlich kann man „Lire“nicht allzu oft hören – es fordert die Aufmerksamkeit einer Sprechplatte (oder eines guten Freundes). Aber an manchen Tagen braucht man genau das.