Reid Paley – Revival
New York macht in diesem Jahr Schlagzeilen – weltpolitisch tragische, aber, was die Musik betrifft: sehr erfreuliche. Die Musikwelt hat den Sound dieser Stadt wieder endeckt. Wir denken hier natürlich vor allem an die Strokes.
Niemand hat diese Stadt jemals besser eingefangen als Jim Jarmusch.
Reid Paley sieht aus wie ein Charakter aus einem der frühen Jarmusch-Filme, und wenn man „Revival“ hört, denkt man zunächst mal an Tom Waits, weil’s so einfach ist und weil der auch häufig bei Jarmusch mitspielt. Produziert hat Eric Drew Feldmann, der ja unter anderen mit Captain Beefheart und Pere Ubu gearbeitet hat. Und schon ist der Rahmen fertig, in den wir unsere Besprechung stellen können. Was? Ich habe den fabelhaften Johnny Dowd vergessen? Nun gut.
Paley wohnt in Brooklyn. Da redet man nicht lange drumherum: Die zehn Songs des Album sind meist zwischen zwei und drei Minuten lang. Das hat er vielleicht auch von seinem Kumpel Frank Black gelernt, der Paleys erstes Album „Luckys Tuiie“ produzierte. Nach nicht mal 30 Minuten wäre der Spaß zu Ende, wenn die Plattenfirma nicht auf die Idee gekommen wäre, von eben diesem Debüt noch vier Songs als Bonus draufzupacken.
Und das ist sehr interessant, denn während die Debüt-Aufnahmen, noch allein mit akustischer Gitarre eingespielt,
etwas langweilig hingeschrummelt werden, hat „Revival“ durchaus etwas von Waitschem Gerumpel und Bar-Jazz. Doch es handelt sich hier nicht um schnödes Epigonentum, vielmehr hebt sich schon die Instrumentierung angenehm von Onkel Toms Schrottplatzgediegenheit ab: Gitarre, Bass, Schlagzeug, mehr braucht’s nicht. So wirken die Erlebnisse eines Losers in der großen Stadt weniger prätentiös und gewinnen ein bisschen an – aufgepasst! – Authentizität. „Give tne one chanceand Ifuckitup.“
Da drängt sich am Ende dann vor allem eine Platte auf, die quasi der große Bruder von „Revival“ sein könnte: „Jook Savages On The Brazos“ von Lester Bangs And The Delinquents.