Ryan Adams :: Gold
Brillante zweite Lieferung des überaus begabten Songschreibers
Waren es auf „Heartbpeaker“ noch Trennung und Traumata, die Ryan Adams bewegten, sind es dieses Mal Abschied und Neuanfang. Adams verlässt das geliebte New York in Richtung Los Angeles, seiner neuen Heimat. Eine Reise quer durch die Vereinigten Staaten, aber auch ein Trip durch amerikanische (oder zumindest amerikanisch inspirierte) Musiktraditionen muss das gewesen sein. Es scheint jedenfalls, als habe Adams auf seinem Weg gen Westen jede Menge Songs aufgelesen. Vielleicht hat er auf der langen Fahrt über den Highway 40 aber auch einfach ein Tape mit seinen Lieblingssongs von den Stones, Otis Redding, Bob Dylan, Neil Young, The Who, The Band und Led Zeppelin gehört und musste daraufhin in L. A. direkt ins Studio gehen.
So kann man „Gold“ auch als Fortsetzung von Dylans „Lore And Theft“hören: Während sich HisBobness der amerikanischen Musik aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts widmete, lässt Adams die 60er und frühen 70er Jahre wieder aufleben.
Sicher ist, dass Keith Richards für „Tina Toledo’s Street Walkin‘ Blues“ seine gesamte Bibliothek verpfänden würde, Roger Daltrey Pete Townshend für einen Song wie „Gonna Make You Love Me“ den Rest seines Lebens dankbar wäre, Neil Young sich – inspiriert von „EnemyFire“ – entschließen wird, beim nächsten Album mit Crazy Horse endlich mal wieder konzentriert ans Werk zu gehen und vielleicht sogar einen Produzenten zu engagieren, und sich Otis nach dem Hören von „Touch, Feel 8C Loose“ unruhig in seiner Kiste hin und her wendet, auf Auferstehung drängend.
Doch damit nicht genug: Da sind ja noch die Balladen, wie wir sie schon von „Heartbreaker“ kennen. Allen voran das im wahrsten Sinne des Wortes jenseitige „Sylvia Plath“, aber auch „When The Stars Go Blue“, „Härder NowThat It’s Over“, „Goodnight Hollywood Blvd.“ und das neunminütige (!) „Nobody Girl“ bezaubern.
Selten, dass die meist überstrapazierte CD-Länge von 70 Minuten so unterhaltsam, so dicht und (fast) ohne Füller genutzt wird. Bei der limitierten Erstausgabe gibt es sogar noch eine Bonus-CD mit fünf zusätzlichen Songs, die dem brillanten „Gold“ in nichts nachstehen (wenn man vom tumben BlackCrowes-Gerocke „Rosalie Come And Go“ absieht). „There ain’t no way I’ll ever stop from loving you now.“