Brain Donor – Love Peace & Fuck
Julian Cope kehrt mit schwer erträglichen Gitarren-Orgien zurück Visionärer Genius, persönliche Orientierung, Ikone und Bezugsgestalt für die einen, spinnerter Acid-Fresser, der nächtens nackt durchs Gehölz hüpft und sich hauptsächlich von Moos ernährt – auch „Love Peace & Fuck“, das erste musikalische Lebenszeichen des Julian Cope seit fünf Jahren, wird ihn nicht aus dieser Dualität hebeln. Was ihn nicht schert.
Wenngleich es sich hier, im Verbund mit den Herren Foster und Bales von Spiritualized, mal nicht um eins seiner typischen Solo-Alben zwischen Pilz und Puls handelt, sondern um die durchgehaltenste Hardrock-Schaffe seit anno Luftgitarre. Und trotzdem uneins. Nicht das erste Mal, dass Julian sowas macht, die Jams rauskickt, zwischendurch mal eine Eule nach Detroit fliegt. Aber auf Albumlänge, derart trocken und unironisch – nein.
Konsequent kann man das nennen oder was von Bandprojekt nuscheln. Geschenkt, ehrlich. Wer sich durch die sauber hingeschnittenen Glam-Punk-Riffs, all das Haar, die Gitarrensoli und das Make-Up wurschtelt, sieht Cope sich wälzen, ergehen, verspritzen, wie er das nur im eigenen Idiom kann und würde, der alte Narziss. Wer mehr als drei seiner Platten besitzt, sieht es ja schon vorher: am Bandnamen (dt.: „Hirnspender“), an der Aufteilung (Phase 1-4), den typischen Wortspielen („Look to the whore risin‘!“), Botschaften („Ain’t no such thing as a classic car/ It’s every bleedin‘ mile“) und politischen Kabarettismen („If you see me scratchin‘ at the base of my spine/ I’m just tryin‘ to catch something that’s no longer mine“).
Ein wunderbar lang ausgespieltes Urge Overkill-Zitat am Anfang eines vierteiligen Zwölfminüters ist das Highlight, eine 25 Minuten andauernde Instrumental-Session auf gekonnten Halb-Zitaten von Hendrix und Mountain bis Taste der nervenzerfetzende Abschluss.