Simple Minds :: Neon Lights
Grausliche Cover-Versionen von Patti Smith, Neil Young und Bowie.
Die ersten Minuten klingen wie ein mieses Bootleg von U2s „Zooropa“-Tour. Es groovt, wummert und dröhnt, dass es ein Graus ist, und das bei Van Morrisons „Gloria“. Aber den Song covern U2 doch schon seit Jahren nicht mehr? Ach so, dann sind das die Simple Minds. Die machen schließlich seit Jahren dasselbe wie ihre Kollegen aus Irland, bloß zeitversetzt. Und weil Jim Kerr jetzt anscheinend überhaupt nichts mehr auch nur halbwegs Neues einfallt, gibt es gleich ein ganzes Album mit Coverversionen. Eine schlimmer als die andere. Auch Patti Smiths „Dancing Barefoot“ hat man von Bono schon schöner gehört – bei den Simple Minds bleibt von der kraftvollen Hymne nur noch ein ordentlicher Anfang übrig, der Rest verblubbert wieder in Elektro-Sounds, die jede Dorf-Disco begeistern werden. Statt sich komplett auf sein Gefühl für die richtige, meistens sehr große Portion Pathos zu verlassen, bemüht sich Kerr zwischendurch, cool zu klingen. Kerr. Cool. Die Definition von Paradox.
Die wenig originelle Auswahl der Songs bringt leider mit sich, dass man Vergleiche zieht. Wer die Nirvana-Version von David Bowies „The Man Who Sold The World“ kennt, wird bei dieser hier bloß seufzen. Und „Hello, I Love You“ von den Doors wurde zwar auch schon von anderen Bands verschandelt, aber nie so hundertprozentig: kein Funken mehr von Morrisons Sex, stattdessen wieder Supadupa-Beats und uninspirierter Gesang. Bei „For Your Pleasure“ wurde wenigstens auf „moderne“ Instrumentierung verzichtet, aber die einzigartige Eleganz von Roxy Music bleibt den Simple Minds freilich fremd. Warum die wohl auch noch ausgerechnet „The Needle And The Damage Done“ von Neil Young ausgewählt haben, fragt ein Kollege – und dann fällt uns kein Song ein, den sie sonst hätten verwursten können. Neil Young wurde schon so oft gecovert, zum Teil auch so gut, da möchte man sich gar nicht vorstellen, was die Schotten aus „Like A Hurricane“ oder „Cortez“ gemacht hätten. Gott bewahre. Bei „Needle“ winselt Kerr schon so erbärmlich, dass man mitheulen möchte oder ihn verhauen. „To make music you have to be a fan of music“, schreiben sie im Booklet. Um sich immer noch Fan der Simple Minds zu nennen, muss man taub sein. Aber nicht erst jetzt.