Studio One Soul
Nach den Studio One Rockers im April dieses Jahres folgt nun die zweite Zeitreise in die Schatzkammern der legendären Reggae-Geburtsstätte Studio One. Diesmal beschäftigt sich die Zusammenstellung mit dem Einfluss von amerikanischem Soul auf verschiedene Rocksteady- und Reggae-Künsder aus den Jahren 1964 bis ’79ein auf den ersten Eindruck vielleicht merkwürdiges Konzept.
Der Zusammenhang zwischen Reggae und Soul wird vor dem Hintergrund verständlicher, dass aufjamaica bereits Ende der 50er Jahre Ska als eine schnelle Offbeat Variante von amerikanischem Rhythm and Blues entstanden war. Mit sukzessiver Weiterentwicklung von R&B zu Funk, Soul und Disco kamen auf der Insel die Veränderungen von Rocksteady über Reggae bis Roots. Ein zunehmend stärker werdendes afroamerikanisches Selbstbewusstsein spiegelte sich im Erfolg der Soul-Musik in Amerika wider und traf auch bei den jamaikanischen Musikern auf Zustimmung. Die Hausmusiker des Studio One waren offen für sämtliche Einflüsse, die sie in dieser Zeit aufnehmen und in ihr eigenes Rhythmusverständnis übersetzen konnten. Maßgebliche Künsder waren unter anderem Curtis Mayfield, Aretha Franklin oder auch Otis Redding, deren Songs „Queen Of The Minstrels“, „Respect“ und „How Strong“ hier jeweils in neuen Arrangements zu hören sind. Aber auch Kuriositäten wie „Soulful Strut“, ein Song, der den meisten in einer schwer groovenden Variante von Booker T. & The MG’s bekannt sein dürfte, erfahrt von der Formation Sound Dimension eine frickelige, niedliche Offbeat-Interpretation, die einen nachhaltig schmunzeln lässt. Barry Whites „Deeper And Deeper“ ist beijackie Mittoo, dem beliebten Dauergast auf fast allen SJR-Samplern, in guten Händen – mit stoischem Rhythmus und butterweicher Hammond-Orgel beweist der Keyboard King des Studio One wieder mal, dass er den Groove gepachtet hat. Von den Four Tops über die Supremes, bis hin zu den Temptations und den Delfonics werden noch zahlreiche weitere Klassiker gecovert.
Insgesamt betrachtet, versprühen die leicht angestaubten Songs eine angenehm lässige Nostalgie, der man sich nur schwer entziehen kann. Wobei diese Musik natürlich sowieso entspannende Atmosphäre verströmt