Alternativen

Kathastrophy Wife

Amusia {E F a )

Auf der letzten Ausfahrt knapp vor der Vergessenheit meldet sich Ex-Babes in Toyland-Frontfrau Kat Bjelland mit neuer Band zurück. Abgesehen vom multiplen Kreisch-Chorus im eröffnenden „Gone Away“ hat sie den Riot-Grrl-Gestus weitgehend abgelegt und konzentriert sich (mit männlichen Begleitern!) auf kompakten Punk-Rock alter Schule. Im Vergleich zu früher klingt das fast gemütlich, wobei ihr Gesang ohne den ideologischen Druck ganz neue Nuancen entwickelt: Mit „Rosacea“ ist ihr gar ein wunderbar morbides Chanson gelungen. 3,5

Bonny Billy

MoreRevery icargoi Die vielen Gesichter des Will Oldham: Den Adelstitel im Namen hat er diesmal gestrichen, wohl weil diese 6-Song-EP dem betulich-sanften Ton von ,£ase Down The Road“ diametral entgegensteht. Hier stammt kein Song von ihm selbst, dafür interpretiert er die Vorlagen von u.a. PJ Harvey („Sweeter Than Anything“), Bill Withers („Some Love That Made Me Laugh“) auf geradezu halsbrecherische Weise: Um dem emotionalen Gehalt der Originale Paroli zu bieten, lässt er seine Stimme vor ungewohnt fetziger Begleitung Achterbahn fahren. Dabei geht mancher Ton unweigerlich daneben, aber die spontane Intensität der Darbietung ist unübertrefflich. 4,0

TheClean

Getaway (Mataoor/zomba) Zum 20. Jahrestag der Bandgründung haben sich die Velvet Underground des Südpazifik noch einmal zusammen getan – wohl auch um zu zeigen, dass ihre betont rhythmische Herangehensweise nie aus der Mode gekommen ist. Hatnish Kilgours maschinell-treibendes Schlagzeugspiel bleibt von Neu! oder Can inspiriert, und die poppigen Ansätze, die sein Bruder David und Robert Scott (Ex-Bats) ins Spiel bringen, erhalten damit ihr besonderes Flair. Den Gesamteindruck trübt nur die Fülle an Material: Manche Daddeleien hätten auch bis zum Box-Set zum 50. Jahrestag warten können. 3,5

Sensibel

Zensibel (i-sein/Hausmusik) Als Späteinsteiger in die Hamburger Schule hat das Trio seine guten Ansätze überzeugend ausgebaut. Gefühlvolle Songs wie „Antiheld“ lassen an eine raue Version von Kante denken, bei der das Wort erst noch lernen muss, in den Vordergrund zu treten, die Gitarre hingegen nicht Darauf kann man bauen. 3,0

Amor Belhom Duo

Dank ABBC, dem gemeinsamen Projekt mit Calexico, sind die Platten der nach Arizona umgesiedelten Franzosen endlich auch in der EU erhältlich. Dies erfreut besonders im Falle ihres ’98er Debüts „Wavelab“, wo die Weltenbummler ihre denkbar verschiedenen Einflüsse zu einem stimmungsvoll geschlossenen Tequila-au-lait zu vermixen wussten – Siesta inklusive. Mit „Ride Back“ war sogar ein Song dabei, der Neil Ybung 8C Crazy Horse lange nicht gelungen ist (4,0), Den neueren Aufnahmen fehlt diese Unbekümmertheit: Je mehr Detailfreude in die Songs einfließt, desto weniger passt alles zusammen. 3,0

Patrick Phelan

Parlor (jagjaguwar/cargo) Auf seinen zweiten Solo-Werk erweist sich der South-Frontmann als Meister der Balance: Keine großen Temperamentsausbrüche, auch kein Absturz in Melancholie, dafür ein wohltemperiertes Gemisch aus Joao Gilberto und Nick Drake, das ihn sowohl als feinsinnigen Songwriter als auch als Architekten stimmungsvoller Klangstrukturen ausweist. Erst am Ende des Albums werden die Ideen merklich dünner und dünner und gleiten schließlich sogar ärgerlich und etwas überraschend in Richtung Ambient ab.

3,5

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