A Camp
Nina Persson stellt man sich auch heute noch allzu gern so vor, wie sie vor sechs Jahren auf dem Cover der besten Cardigans-LP, „Life“, posierte: als schutzbedürftige Eisprinzessin mit Lipgloss und einer Sonnenblume aus Plastik am Ringfinger. Die ostentative Niedlichkeit jedoch erwies sich als Trug: Die Schweden coverten das Black Sabbath-Credo „Sabbath Bloody Sabbath“ und boten spätestens zu „Gran Turistno „-Tagen Konzerte, die vielen ausgewiesenen Rock-Combos zur Ehre gereicht hätten.
Plötzlich hat Nina Persson pechschwarze Haare, nennt ihr Solo-Projekt kühn und wenig verkaufsträchtig A Camp, heuert Wunschproduzent Mark Linkous von Sparklehorse an, nimmt in Woodstock auf und versucht sich an musikalischen Befreiungsschlägen, die naturgemäß persönlicher, reifer und selbstbewusster sein sollen als das Vergangene. Ein Solo-Album eben.
„A life of sanity and dignity, I know it takes two/ And what’s the use in being a millionaire if I can’t have you“ („I Can Buy You“). Während uns die Texte bekannt vorkommen, hat sich musikalisches einiges geändert: Waren die Cardigans – die es übrigens weiterhin geben wird – anfangs Nostalgiker in der Tradition von britischem wie französiertem Pop und Easy Listening, kokettiert Persson auf ^4 Camp“ lieber mit dem Gediegenen: Piano, Slide-Guitar, Violinen, nicht zuletzt tiefgründiges Songwriting. Leider auch platte und bleierne Synthies, die zahlreiche nette Songideen zukleistern. So kommt es zu Ausfällen wie „The Oddness Of The Lord“ in der nur augenfällig wird, was ohnehin längst bekannt ist: Schweres, dräuendes Computer-Gewaber passt zu der Chanteuse wie die E-Gitarre zu Depeche Mode.
Gerade die letzten Stücke jedoch sind gelungen: „Rock’n’Roll Ghost“ oder „Elephant“, unbehauen, anschmiegsam und endlich mal nicht zu viel auf einmal wollend, zeigen die Persson vor allem stimmlich in Hochform.