Human League – Secrets
Lange leiden musste er nicht, der Synth-Pop. Er starb ganz plötzlich, obschon nicht unerwartet, an chronischer Anämie. Und an akuter Frisur-Insuffizienz. Vulgo: Alberne Haarschnitte waren endgültig alle, den jämmerlichen Rest hatten sich Kajagoogoo und Haysi Fantayzee gesichert. Acts, die eigentlich weder der Synth-Szene noch den damit befreundeten, noch kurzlebigeren New Romantics zuzurechnen waren. Egal, Tastenquengler und Mussolini-Tänzer starben wie die Eintagsfliegen, nur eine Handvoll Keyboard-Künstler rettete sich via Talent und Weitsicht in benachbarte Stilgefilde.
Human League überlebten eine Weile in der Disco, unter der Obhut von Giorgio Moroder oder Jimmy Jam und Terry Lewis. Sehr zupass kam ihnen dabei der Umstand, dass sie keinen Vokalcharakter hatten, dessen Verfallsdatum berücksichtigt werden musste. Phil Oakey war und ist ein kalter Fisch, eine Art Apparatschik des Disco-Pop, ausgestattet mit einer Stimme, die zu keinerlei Gefuhlsausdruck fähig ist und dennoch einen gewissen Wiedererkennungswert hat In Joanne Catherall und Susanne Sulley fand Oakey kongeniale Karaoke-Partner in einer Sheffielder Disco. Nein, beteuerten die Tussen seinerzeit tapfer, sie hätten davor nie öffentlich gesungen und ganz bestimmt nicht die geringste Ahnung von Musik. Ach ja, so waren sie, die Eighties.
Und jetzt sind sie wieder unter uns. Mit ihrer tollen Philosophie, die da lautet: Style orer content. Und mit ihrer schicken Mucke, modernistisch aufgebretzelt natürlich. Das Cover zeigt nicht nur die drei Herrschaften von Human League, sondern dokumentiert auch eindrucksvoll das Tagwerk einer begabten Visagistin.“5ecrefs Ä heißt die Platte, doch birgt sie weniger Geheimnisse als die Lottozahlen vom
letzten Samstag. „Music To Pluck Eyebrows Tb“ wäre passender gewesen. Ein bisschen Electro und Effekthascherei, Tangerine Dream light und Kraftwerk by numbers, Hi-Tech-Kitsch und circa zweieinhalb Melodien.
Nichts ist so altbacken wie das Modernistische von vorgestern. Erst recht, wenn es vermeintlich neuen Hörgewohnheiten angeglichen wird und so der sonst gern mitgenommene Nostalgie-Bonus auch noch verlustig geht. Schlecht beraten. Falls sie denn jemandberät.