alternativen
Summer Hymns
A Celebratory Arm Gesture (MISRA/CARGO)
Ganz wie der Name schon sagt: Die richtige Platte zur richtigen Zeit. Hat mit so genannten Sommerhits ebenso wenig zu tun wie mit hymnischer Verklärung, ist aber an lauschigen Sommerabenden die reine Wonne. Minutenlang gleitet die Musik sanft wie ein melodiöses Lüftchen ins Ohr, nur um immer wieder mit kurzen Dissonanzen, überraschenden Bläser-Einsätzen und merkwürdigen Sphären-Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen. Dazu säuselt Bandchef Zachary Gresham mit zarter Stimme rätselhafte Texte, über die man ganz in Ruhe nachdenken kann. 4,0
Fantomas
The Director’s Cut (ipecac/efa) Mike Patton (Ex-Faith No More, Mr.Bungle), King Buzzo (Melvins), Dave Lombardo (Ex-Slayer) und Trevor Dünn (Mr. Bungle) stehen in dieser Formation für Musik, die niemand nachvollziehen kann außer den Musikern selbst. Für das gemeine Volk lag also der Rückgriff auf bekanntes Material nahe, und auf die Idee, Titelmelodien mehr oder weniger populärer Kino-Hits nachzuspielen, ist dabei noch keiner gekommen. Die Auswahl spricht für sich: „Der Pate“ im Speed-Metal-Gewand, „Rosemary’s Baby“ und „Das Omen“ extra gruselig, „Twin Peaks“ ab absolute Geisterbahn, und John Barry wie Ennio Morricone bleiben auch nicht verschont. 3,5
J Neo Marvin & The Content Providers
Slowly I Turned
Nach dem schmerzhaften Split von X-tal und dem Tod seiner Lebensgefährtin meldet sich Ex-Frontmann J Neo ganz vorsichtig zurück – auf eigene Faust und auf eigenem Label. Den Plattenvertrag ist er los, doch ohne die demokratischen Mitbestimmer, die für die stilistische Verwässerung seiner Band verantwortlich waren, fühlt er sich hörbar wohler. Seine Protestsongs gegen die bösen Geister schlagen den Bogen von Gefühl zu Sarkasmus und klingen so kraftvoll wie lange nicht. Dazu streicht Carrie Bradley (Ex-Breeders) eine schneidende Violine. 3,5
Babhcon
A Fiat Inside A Fog; The Cat That Was A Dog
Kein Wunder, dass diese Chicago-Band auf einem englischen Label erscheint: Die Kunst des Trios, Stücke zu spielen, die an Jazz-Improvisation erinnern, aber komplett durchkomponiert sind, erinnert an britische Pioniere wie Henry Cow, Egg oder Sott Machine. Auch die minimalistischen Piano-Melodien des Erik Satie haben ihre Spuren hinterlassen. Klassische Elemente und Live-Electronics vervollständigen ein umfangreiches, doch immer interessantes Album, das vor allem elaborierte und trainierte Ohren erfreuen dürfte, die an amerikanischem Modern Rock geschulten indes irritiert. 3,5
Juno
A Future Lived In Past Tense (DE SOTO/FLIGHI 13)
Wenn Emo-Core den größten gemeinsamen Nenner von Green Day und Nirvana bildet, sind diese Jungs prima in der Spur. Zur Eröffnung knäuelt sich eine ungewohnte Farfisa-Orgel in die Gitarren-Riffs, doch dann folgt eine umfangreiche Vielseitigkeitsprüfung in Sachen Nineties-Rock, die das Quartett souverän und mit großer Bravour absolviert. 3,0
Exurkest
Een Rondje Holland (E f a ) Hier nun das angekündigte Orchester-Projekt der holländischen Polit-Punk-Veteranen, live mitgeschnitten bei Holland Festival im Juni 2000. Über die muttersprachlichen Texte, die aus der Feder des Schriftstellers und Ex-Fußballprofis (Ajax Amsterdam!) Jan Mulder stammen und von fünf Stimmen vorgetragen werden, kann hier wenig gesagt werden, doch ihr kämpferischer Ton wird mit reichlich Blasinstrumenten umgesetzt. 3,0