Thalia Zedek – Been Here And Gone

Come, Uzi und Live Skull waren die Bands, in denen Thalia Zedek seit den Achtzigern mitspielte im internationalen Zirkus Indie. Nach allem, was man hört auf ihrem Solodebüt, ist sie dem Gedanken dahinter treu geblieben. Es ist wohl ganz ihr eigener. Besonders Come waren eine Band, deren paar Platten Bestand haben und die in einer besseren Zeit zumindest Achtungserfolge hatte. Zu kompromisslos spielte sie den Großstadt-Blues, natürlich. Und dazu das Androgyne von Thalia Zedek – nix Boss Hog, nix zum Gucken.

JBeen Here And Gone“ist ein ganz langsames Rock-Album im Singer/ Songwriter-Format Kein Slow Rock wie Codeine und Folk nur insofern, als das amerikanische Lied seit Dylans Elektrifizierung eben im Rock weiter lebt Zwar erinnert der Umgang mit vertrauten Strukturen gelegentlich an die SST-„Ära“ – also jenes Label, das Dinosaur Jr und Hüsker Du hervorbrachte -, intellektuelle Distanz entsteht trotzdem keine. Sondern Nähe. Außerordentliche Nähe. Thalia berührt dich, wenn du sie lässt.

Exaltierte vokale Kunststückchen, Indie-Belcanto hat sie nicht nötig. Sie begegnet uns mit einfachem Respekt, vermeidet Nabelschau und lässt dem Einzelnen stets Raum für das eigene Leben. „You can teil me why I ain’t right/ And teil me why you left“, intoniert sie mit ihrer ruhigen, erschütternden Stimme, die Courtney Love mit Marianne Faithful vereint, „you can teil me what you thought I was/ And I will destroy the rest“

Schleppendes, irgendwie balladeskes Trommeln folgt Zedeks Melodien, ihrer trügerisch beiläufigen E-Gitarre und dem Klavier. Patti Smiths poetic attitude liegt in der Luft wie das Bedrohliche bei John Cale und die explizite Zartheit Leonard Cohens. Sein „Dance Me To The End Of Love“ interpretiert sie souverän wie die Erfüllung seiner bebenden Weiblichkeitssehnsucht. Auch „Everybody Knows“ klingt nach dem Alten, ist aber trotzdem gar nicht dessen Song von „I’m Your Man“. Die beiden sollten sich mal zusammentun.

Und wenn Thalia dich dann am Schluss mit dem Luiz-Bonfa-Klassiker „Manha De Carnaval“ packt (und das wird sie!), dann ist das einer jener Momente, in denen man sich daran erinnert, dass Musik ein guter Grund ist zu leben. Wenn auch in aller Gemächlichkeit.

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