Short Cuts von Birgit Fuss
Delieium
Poem (NETTWERK/WSM/TIS)
Sixpence-Seelchen Leigh Nash singt wieder einmal entzückend naiv, auch Matthew Sweet und Kirsty Hawkshaw geben ihre Stimmen her für Bill Leebs jüngstes Projekt. Nützt aber nicht viel: Zu verkitscht klingen die ätherischen Electronic-Popsongs, und zu banal sind die gewollt -klassischen“ Melodien. 2;0
Bombay 1
The Identity Thing (Grönland/EMI)
Es wird zu hypnotischen Sounds geflüstert, zu trägen Beats gesungen. Mal wird auch geschwiegen angesichts der Macht des Computers. Manchmal stolpert man auf dem sanften Klangteppich und hört wunderliche Töne. Häufiger noch verliert man sich in den Songs, die vor sich hin schwelgen und nie aufzuhören scheinen. 3;0
Erhard And Missouri
This Is Not Our Scene (xxs/indigo)
Erhard Grundl musste wohl nicht lange nachdenken, ob die drei Nürnberger die richtigen Musiker sind, um seine Songs umzusetzen. Missouri verstehen sich aufgetragene Folk-Weisen, und Erhard gibt ehrlich zu:“Sad Songs Is All I Know“. Das Tragische, aber Unprätentiöse liegt ihm. Es braucht nur recht wenige Worte und nicht viel mehr Sounds, um Traurigkeit zu vertonen. So gelingen sogar Coverversionen von Dy lan („bu Ain’t Goin‘ Nowhere“) und Velvet Underground („Run, Run, Run“). Gewidmet hat man das Album Richard Farnsworth, dem besonnenen, rührenden Rasenmäherfahrer aus „The Straight Story“. Passt,3;5
Lars Fredenksen & The Bastards
(HELLCAT/EPITAPH/CONNECTED) Der Rancid-Sänger weicht auch solo nicht weit vom gewohnten Pfad ab: Sozialkritik im Schnelldurchlauf, Aggression für Erwachsene – und obendrauf eine HaudraufVersion von Billy Braggs „Tb Have And Tb Have Not“. Nicht Neo, nur Punk. 3;0
Saliva
Every Six Seconds (Mercury) Warum haben sich Skid Row und so viele andere 80er-Jahre-Hardrock-Bands denn aufgelöst, wenn jetzt genau dasselbe Geschrei mit denselben Bratz-Gitarren unter anderem Namen wiederkehrt, mit unpassenden HipHop-Feigenblättern versehen? Dann war Grunge doch ganz umsonst 1;5
Automat
Nummer eins {INDIGO) „Eine Schallplatte für unterwegs“ soll Hanno von Daniels‘ Album sein. Auf Landstraßen und Autobahnen kennt sich der Mann aus er musste schon mal mit Fury In The Slaughterhouse teuren und will jetzt wohl gar kein Popstar mehr sein. J^wnmereins“ ist ein verspieltes kleines Album, das in groovigen Stücken mal melancholisch, mal heiter von „Sommerwind“ oder „Auto, Motor und Sport“ erzählt. Nicht immer originell, aber durchaus amüsant. 2;5
Tenfold Loadstar
(XXS/INDIGO) Das kann ja gar nicht sein. Das kann doch nicht gut sein. Oder doch? Da singt eine Frau wie ein Engel zu sanften Folksongs, die weniger von den üblichen Gitarren bestimmt werden als von Computern. Electro-Folk? Das Braunschweiger Trio macht es möglich. 3;5
Superfly 69
Sing it With A Smile (SWEET LEMON/CONNECTED) Das war’s! Das wollte man unbedingt noch hören, nachdem man Crossover überlebt hat und die Guano Apes. Eine Band, die rudimentäres Englisch mit abgeschmackten Riffe und Rock-Posen verquickt Dazu Strapse auf dem Cover. 1;5
T.V.Smith
Useless – The Very Best Of (j k p >
„Gary Gilmore s Eyes“ war schon immer ein Lieblingslied der Toten Hosen, und so assistieren die Düsseldorfer dem Ex-Adverts-Kopf gerne gleich noch bei 13 weiteren Neuaufnahmen seiner Hymnen. Eine Ehre für die Hosen, eine Freude für Menschen, die Punk Rock mit immer noch aktuellen Texten, aber ohne alberne Attitüde zu schätzen wissen. 3;5
Paula
Liebe (orbit records) Nichts Neues bei Betend Intelmann und Elke Brauweiler: süße Stimme, niedliche Texte von Sonne, Liebe und guten Eltern, dazu leichte Melodien, die leider nicht ganz so schlau und charmant sind, wie sie es gerne wären – das Rosenstolz-Syndrom. Ein Fall für die „Kultur Extra“-Beilage und jung gebliebene „Spiegel“-Abonnenten. 2;5
Care Company
In The Flow (motor) Care Company ist das Baby von Markus Reinhardt, der unbekannteren Hälfte Wolfheims. Und so klingt es auch: Wave-Synthesizer, 80er-Jahre-Beats, pathetischer Gesang mit noch schwülstigeren Frauenstimmen im Hintergrund. Kümmert einen 20 Jahre später leider gar nicht mehr. 2;0
IzzyStradlin
River (Sanciuarv/spv) Dieser Mann hat einst, man kann sich kaum noch an die Zeit erinnern, die größten Guns N“ Roses-Hits mitgeschrieben. Er ging – und Axls Karriere jahrelang den Bach runter. Nun hat Izzy aber leider auch keine aufregenden Ideen mehr, nur noch netten Rock’n’Roll, auf den sich alle anderen traumatisierten Ex-Gunner ebenso rückbesonnen haben. Immerhin bringen diese Leute überhaupt noch Alben zustande. 3;0