Eric Andersen – You Can’t Relive The Past
Klar, man kann sie nicht noch mal (wiederbe-)leben, die Vergangenheit. Nur: Diese Erinnerungen, von denen man zunehmend zehrt und geplagt wird, kommen halt doch aus der Vergangenheit. Selbst für Eric Andersen, der sein letztes Album kühn „Memory Of The Future“ betitelte. Das hatte eine rund achtjährige Genese, führte den US-Songwriter auch ins Fusion-Abenteuerland.
„Ybu Can’t Relive The Past“ nun ist bodenständiger, es nahm nur ganze sechs Studiotage in Anspruch – und reicht doch viel weiter zurück. Die vier Songs etwa, die Andersen Mitte der 80er Jahre in New brk mit Townes Van Zandt zwischen Bar und Bettkante roh skizziert hatte, schlummerten über D
Jahre in einem Karton mit Tapes in Albuquerque vor sich hin. Das kühl schimmernde „The Road“ ebenso wie der gut geheizte „Night Train“. Auch der zweite Album-Faden führt zurück in diese Jahre. Zurück zum Autor, Filmer und Produzenten Robert Palmer („Deep Blues“), der Andersen vor Ort in die Geheimnisse des Delta-Blues einweihte.Jetzt schnappte der sich unten in Mississippi drei lokale Veteranen, die sonst – wie Kenny Brown ihre Slide für R.L. Burnside heulen lassen. So wie in „Every Once In A Pale Blue Moon“ oder „Stand Me Up Easy“ hat man Andersen kaum je gehört.
Townes Van Zandt starb Neujahr 1997, Palmer noch im selben Jahr, der bereits 1984 verschiedenen Cellistin Anne Sheldon ist das flehende „Magdalena“ gewidmet, „Dear Mama“ (Songtitel) ging 1994. „The ones I love are dead and gone, I am growing old“, singt Andersen in „The Meadowlark“ nüchtern, nicht verzweifelt. Folgt er doch der Taube, die morgens immer wieder ausfliegt. „Ybu Can’tRelive The Post“ ist Requiem für die, die schon gegangen – und Ermunterung für die, die noch geblieben sind. Nirgends kommt das stärker zum Ausdruck als im Titelsong, wenn sich Andersen und Lou Reed fast juvenil Akkorde und Einsätze zuspielen, für Momente ganz geborgen im Hier und Jetzt.