16 Horsepower – Hoarse

Irgend ein großer Literat hat mal gesagt, Christenmenschen müssten erlöster aussehen, damit er an einen Erlöser glauben könne – der Mann hätte an David Eugene Edwards wohl keine Freude gehabt. Der 16 Horsepower-Vorsteher vertont Sündenpein und spirituellen Trost mit archaischem Gebaren, fleht und mahnt wie ein Wanderprediger des vorletzten Jahrhunderts und findet dabei wenig Anlass zur ungebrochenen Freude. „Father I love you/ Praise Jesus I got you“, singt er im ersten Lied auf dem nach einem Jahr Mailorder-Exklusivität nun auch im ordinären Laden erhältlichen Live-Album „Hoarse“, und gleich danach bricht sich Edwards‘ ganz eigener Lobpreis Bahn in dramatisch dräuendem, zu Moll vermindertem Hillbilly-Lärm. Die Schuhe aus! Dies ist heiliger Boden!

Jioarse“ dokumentiert drei Konzert-Abende aus dem Jahr 1998, und also gibt’s nichts vom süperben, erst 2000 erschienenen „Secret South“-Aibum, dafür aber das Beste der vorangegangenen drei Werke: „For Heaven’s Sake“ hat hier die kathartische Urgewalt, die der etwas arg kontrollierten Studioversion fehlte, das leicht irre „Low Estate“ entwickelt im angespannten Drängen Edwards zu Fiddle und Bandoneon sein ganzes düsteres Charisma, und in der ewigen Bühnenklimax JBrimstone Rock“ schrauben sich die vier eingekehrten Herren auf die oberste Höhe der Intensität Dazu gibt’s eine recht eigene Version von Fogertys apokalyptischem Schunkler „Bad Moon Rising“, das hier endlich dem Widerspruch des Originals in Form und Inhalt entkommt, und ein überraschendes JDay Of The Lords“ von Joy Division, deren tragischer Held Ian Curtis plötzlich ab Seelenbruder Edwards‘ erscheint den latenten Hang Edwards‘ zu southern gothic konnte man hernach auf „Secret South „eine Spur deutlicher ausmachen.

Dank der gar nicht üblen Tonqualität entsteht auf „Hoarse“ tatsächlich das ganze schaurig-schöne Live-Szenario der 16 Horsepower-Konzerte: Edwards auf dem Hocker, mit starrem Blick und uralten Instrumenten, dazu drei Mitmusikanten, die sich ganz dem Dienste am Propheten widmen. Zwischen den Liedern gibt es mal ein lapidares „Thanks for clapping!“, mehr ist nicht drin. Auf JHoarse „fehlt sogar das.

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