David Thomas & Two Pale Boys – Surfs Up!

Wenn David Thomas Kreatives macht, dann ist das immer bedeutsam. Jedes Wort ein Kunstpamphlet, jeder Ton eine Reflexion – nach 25 Jahren Pere Ubu sowie allerlei Projekten und Kollaborationen ist der musikalische Exzentriker noch immer dem Experiment hingegeben, der Legitimation des Avantgardisten. Avantgarde, das heißt hier freilich: Das, was gestern vorn war – Thomas ist schon längst ein Pionier ohne Gefolge und ein Diskursler ohne Gegenüber. Was ihm bleibt, ist die Erkundung der Randgänge der populären Musik der nämlich fühlt sich Thomas bei allem Spleen ja unbedingt verbunden, wenn er mit Lupenblick die Synapsen des kreativen Prozesses seziert und mit wissenschaftlicher Inbrunst Exegese in den Urtexten der Intuition betreibt.

Auf „Surfs Up!“, seinem zweiten Studiowerk mit den ebenfalls kunstwilligen Herren Diagram und Moline, bemüht sich Thomas dabei gar nicht großartig um Ausschluss der Öffentlichkeit. „There’s a man who says there is no time/ But he’s wrong“, rezitiert er in „Night Drivin“, dem zentralen Stück auf „Surfs Up!“, „It’s a case of cause and effect/ The future unfolds to be a consequence of right now“, und so ist für Thomas das Ziel immer am Ende des Weges gelegen und die Freiheit im Inneren des Regelwerks zu finden. Man dankt ihm diesen Willen zur Kohärenz – inmitten allerlei Rauschens aus atonalem Gebläse, Midi-Gitarre und Melodeon lassen sich Strukturen ausmachen, Melodien gar

und also, nun ja, Lieder. Lieder, die Thomas und die fahlen Jungs freilich im Zerrspiegel betrachten und so jeder allzu großen Eindeutigkeit berauben. Es brummt und schwelt und wabert in monotonen, repetitiven Mustern unter Thomas‘ wie gewohnt gekonnter Lyrik, deren mitunter bald literarische Schärfe Greil Marcus regelmäßig zu ultimativen Lobhudeleien hinreißt.

Thomas‘ explizite, stimmige Szenarien aus Klangcollage und Wortenigma sind entspannt und melodiebeflissen – da fallt nicht mal die gar nicht so arg zerlegte, hier Titel gebende Version des Beach Boys-Songs „Surfs Up!“ vom viel debattierten „Smile“-Album aus dem Rahmen.

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