Hank Shizzoe
D as lakonische Statement des Herrn Shizzoe gleich im ersten Song als Leitmotiv: Es ist ihm vollkommen egal, was andere denken, Hauptsache, es kommt keine Langeweile auf. In den vergangenen Jahren hat er sich kaum über eine Sekunde Langeweile beklagen können: ein Album nach den anderen, ein Konzert nach demselben, in Europa und USA, dazu noch Songschreiber-Workshops – ein durchaus fleißiger Musikant.
Der Schweizer mit der unüberhörbaren Sehnsucht nach weiten Horizonten hat sich fürs vierte Werk ins heimische Wohnzimmer zurückgezogen und ganz getreu dem Motto seines Debüts wieder komplett low budget gearbeitet. Also alle Instrumente und Stimmen: Hank Shizzoe. Das Alter ego von Thomas Erb klingt nun wie eine Band aus einem Guss, vermutlich seine Traumband. Der Frischvermählte schwelgt im Liebesglück, „You Make Me Sway“ wie in „Liebe ist wie Schaukeln“. Die Kunst des Verseschmiedens geht da allerdings oft sehr seltsame Wege: Er besingt tausende von Kühen ohne Kuhhirt, Anwälte ohne Fälle und vier schmalarschige deutsche Rapper ohne einen Hauch von Groove.
Was will der Songschreiber uns damit sagen? Es sind halt Shizzoesche Momentaufnahmen im schönsten Schaukel-Blues. Dies ist der Inner City Blues eines Berners mit Humor und Hang zur Absurdität – oder warum hindert ein dummer schüffelnder Hund den Meister am ernsthaften Weihnachts-Shopping? Da müssen die dusseligen Nachmittags-TV-Talks ebenso herhalten wie die allgemeine Politikverdrossenheit. Und der Meister aller Gitarrenklassen klingt mal wie J.J. Cale, erinnert an Lou Reed, eben an all die großartigen Nichtsänger.
Thomas-Hank lässt dabei wie immer vergessen, dass er kein Amerikaner ist, nicht wirklich. Besonders überzeugend mit dem einzigen Fremdtitel „High Noon (Do Not Forsake Me)“ aus dem gleichnamigen Film. Den hat er schon als Vierjähriger geliebt. An ein paar Stellen wünscht man ihm seine wunderbare Live-Band Loose Gravel zur Seite, aber es geht offentichtlich auch ohne.