Louis Tillett – Learning To Die
Darkness on the edge of torm? Von wegen. Wenn Louis Tillett hinter Klavier bzw. Orgel Platz nimmt und seine sonor mahnende, gebieterische Stimme anhebt, würde wohl sogar in der launigsten Kaufmeile ernsthafter Zweifel am Sinn allen Treibens ausbrechen. Konsequent wie nur wenige andere hat der Australier die Abgründe menschlicher Existenz in den Mittelpunkt seines Schaffens gerückt und dabei doch immer wieder lichte Momente musikalischer Magie aufgetan. Vom Titel seines inzwischen fünften offiziellen Albums (dazu zwei Mailorder-only-CDs) sollte sich also niemand abschrecken lassen. Freund Schnitter ist hier nur so präsent wie eh und je.
Neu freilich ist die Mannschaft, mit der Tillett diesmal auf schwere See ausrückt Auf der Brücke neben ihm steht vor allem Jason Morphett. Der Saxofonist treibt die Intensität von Tilletts R&r3-Fieberträumen („Blind Freddy’s Bluff‘, „Ride The Tiger“) mit schwer ächzendem, atemlosen Bariton in bester Morphine-Manier in den roten Bereich, ist aber auch keine Fehlbesetzung, wenn es gilt, die neo-klassischen Kammermusik-Ambitionen seines Chefs lyrisch-verloren zu umgarnen. Wie in „Artist’s Song (Spirit Of Life)“, „Morning Light“ und dem Instrumental „Turner’s Ocean“. Aus diesem Rahmen fällt einzig ein Cover von Dylans „The Ballad Of Hollis Brown“.
So kommt „Learning Tb Die“ insgesamt fast als musikalischer Querschnitt einer Karriere daher, die kommerziell nie das Momentum entwickeln konnte, das sie künstlerisch wohl hergegeben hätte. Auf der Strecke bleibt dabei zwar die manische Dichte, die Frühwerke wie ,JZgo TrippingAt The Gates OfHell“ und „A Cast Of Aspersions“ ausgezeichnet hatte. Aber manchmal reicht ja auch schon die Dunkelheit am Rande der Stadt, um downtown ein bisschen Angst und Schrecken zu verbreiten. Und für nachgewachsene Tillett-Novizen ist „Learning To Die “ womöglich sogar ein idealer Einstieg.