A Shot In The Dark :: Replays

Um die Früh-Geschichte von Nashville optisch, akustisch (und auch noch akribisch) abhandeln zu wollen, bedarf es einer gehörigen Portion Masochismus; wie geschaffen also für das Perfektions-Label vom Lande. Zwei monströse Boxen mit insgesamt 16 CDs waren für dieses Vorhaben nötig, jeder Karton enthält zusätzlich ein hochglänzend-farbiges 272 (!)-Seiten-Buch im LP-Format. Kilo-Ware…

Nashville zwischen 1945 und 1955: Eine Stadt bricht aus dem Nichts auf, um zur definitiven „Music City“ Amerikas zu werden. Das Projekt räumt gründlich auf mit der verkürzenden Gleichung „Nashville ist Country“; denn es waren unabhängige Klein-Labels wie Bullet, Excello, Hickory und diverse andere, die mit fabelhaften R&B- und Blues-Interpreten den späteren Boom erst begründeten: Wynonie Harris, Guitar Slim, Cecil Gant, das Big Three Trio (feat. Willie Dixon), Christine Kittrell, Don Pullen – die Liste ist endlos. 197 Tracks der Güteklasse „mega-rar“ liefern auf „A Shot In The Dark – Nashville Jumps“ Historie pur.

Die Companion-Box „A Shot In The Dark- Tennessee Jive“ widmet sich den Sattel-Schleppern; auch die C & W-Retrospektive mit ihren 204 Titeln vermittelt beste, erhellende Einblicke in die musikalische Vinyl-Frühgeschichte der Stadt. Honky Tonk, Bluegrass, Hillbilly, Western Swing – keine „Schiene“ bleibt unbeachtet; auch hier eine schwindelerregende Raritäten-Fülle mit Stars wie Chet Atkins, Doug & Rusty Kershaw, Sheb Wooley, Bobby Helms, Pee Wee King, Leon Payne und zahllosen anderen. Klar, dass auch der Song integriert wurde, der dem Ort seinen Rumamen gab, Dick Strattons „Music City USA“ (1952).

Kundenfreundlich: Die Buchtexte von Martin Hawkins und Colin Escott sind in grundlegenden Passagen identisch; wer also aus stilistischer Vorliebe an nur einer der beiden Boxen interessiert ist, erhält aber dennoch die kompletten Basis-Infos. Auch die Interview-CD (mit Label-Boss Jim Bulleit, Christine Kittrell, Hutch Carlock) blieb aus diesem Grund in beiden Ausgaben gleich.

Das optische Angebot ist tränentreibend: Hunderte seltenster, eindringlicher Fotos; Label- und Memorabilia-Abbildungen (Plakate, Werbematerialien, Noten, Konzertankündigungen etc.) in makelloser Qualität; dazu seitenlange Discografien, Zeitungsreproduktionen sowie fundierte Song-für-Song-Kommentare, gemischt mit biografischen Infos über das Heer der oft obskuren Interpreten.

Fazit: die Bestnote für aufklärende, nachvollziehbare Musikgeschichte zum Anfassen, Hör- und Lesestoff bis Ostern. Mindestens.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates