Die Ärzte :: Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!
Die Ärzte haben wieder die Spendierhosen an und sagen, wie es geht
Seit 18 Jahren nun schon plärren Die Ärzte ihre zum guten Teil infantilen Gesänge in die Landschaft, witzeln in ihren Liedern gegen alles und jeden und suchen sich immer neue Randgruppen, denen sie ihre Aufwartung machen. Das ist nicht gar zu gefährlich, wenn die Randgruppe etwa die Männer sind. Albern sind sie, respektlos, frech und sprachgewandt. Die Arzte verstehen es wie keine andere Band in Deutschland, ihre Lieder mit dem Punk-eigenen Zynismus sowie wohlfeiler Selbstironie zu versetzen und trotzdem tut es ja gar nicht weh. Sie waren nie eine sozialkritische Band, die bei allen Benefiz-Festivals und Betroffenheits-Feiern ihren Obolus leistet. Manchmal braucht es überhaupt keine Worte. Oder bloß Kalauer, Klamauk, Volkstümelei.
Mitzuteilen haben die Konsenskasper tatsächlich selten etwas wirklich Wichtiges – um so schöner adaptieren sie Comic- und Subkultur, und die LP kommt schon mal lässig im flauschigen Kunstpelz-Täschchen, dafür auch gleich Platz 1 im Laden. Wie die ewige Abiturklasse machen Die Ärzte Scherze, die genau einmal lustig sind – oder bei jedem Konzert wieder, weil sie angesagt werden und das Publikum mitmachen darf. Es ist soviel interaktiv bei dieser Band, dass eine DVD fast redundant wirkt: Schon „Claudia hat ’nen Schäferhund“ grölten wir ja am liebsten selbst. Neues findet man auf „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!“ nicht – es ist das übliche Ärzte Punk-Pop-Gerocke (seit Rod Gonzales dabei ist, allerdings beständig auf höherem musikalischen Niveau), temporeich und auch mal folklastig. Inhaltlich ergeht sich Bela B. einmal mehr in seinen sadomasochistischen Träumereien („Mondo Bondage“, „Manchmal haben Frauen…“), verliebt sich Farin Urlaub wie ein Teenie mit Hormonschwankungen ständig neu und weiß immer noch nicht, wie er es sagen soll („Wie es geht“, „Gib mir Zeit“ und „N 483“), und Rod schwelgt in den Gedanken eines Toten („Leichenhalle“) oder hat die Liebe seines Lebens gefunden („Kann es sein?“). Schon fast obligatorisch der Nazis-sind-böse-Song „Ein Sommer nur für mich“ mit der kindlichen Frage „Scheint die Sonne auch für Nazis?“.
Und so geht es 19 Stücke weiter und weiter, „Song 2“ von Blur heißt jetzt halt „Wie es geht“. Mit breitem Grinsen wird weiter angeeckt, äh: abkassiert.