Keb’Mo‘ – The Door
This disc is designed for use in Super Audio CD players only“, steht hinten auf der Hülle, auch dass wir es mit „Direct Stream Digital“-Technologie zu tun haben. Sowas ist natürlich Wasser auf die Mühlen all jener, die Kevin Moore schon immer für einen harmlosen Design-Blueser hielten, der das „Muddy Water“ (so ein Titel vom letzten Album) nur aus sicherer Distanz vorbeiströmen sieht statt selbst ein schmutziges Bad zu riskieren. Er selbst spricht von „Fünkchen Wahrheit“, von „Verbindung zur Realität“, von „kreativer Integrität“ und von der „eigentlichen Message“ (seiner Songs).
Worin die besteht?Junge, klar, „The Door“, irgendeine, sieht dir immer offen, und selbst das Ende ist doch nur „The Beginning“. Kein Zufall, dass diese beiden Songs das vierte Album des Mannes aus L.A. eröffnen bzw. beschließen dürfen, der diesmal Russ Titelman als Produktionshelfer und Bobby McFerrin als Autor anheuerte. Und wo bleibt hier der Blues? Don’t worry. Eigentümlicherweise scheitert Keb‘ Mo‘ gerade da, wo er glaubt, der Tradition huldigen zu müssen. So verpufft Elmore James‘ „It Hurts Me Too“ nach vielversprechendem Slide-Intro in bemüht-moderner Rhythmik. Der Blues, Moores ganz eigener Blues, steckt im Detail, im Kleingedruckten. In „Mommy Can I Come Home“, der flehentlich-erstickten Bitte der gefallenen Tochter. Auch in dem säkularisierten Banjo-Gospel „Stand Up (And Be Strong)“. Wie er generell wenig instrumentale Nuancen scheut, so lange die ihm helfen, ein paar Blues-Klischees zu überwinden. Die pedal steel von Greg Leisz in dem tragischen Zufalls-Date „Anyway“ etwa. Oder die Violine von Scarlet Rivera und noch ein paar Streicher mehr in „Change“. Auch swingt und scattet er durch „It’s All Coming Back“. „Gimme What You Got“ indes ist nicht halb so anzüglich, wie der Rhythmus suggerieren möchte und Moore es gern hätte.
Sonst noch was? Ach ja: „The Door“ klingt auch in meinem betagten Ghettoblaster noch ganz passabel. Da soll sich Keb‘ Mo‘ mal keine Sorgen machen.