Dwight Yoakam – Tomorrow’s Sound Today
Country-Crooner, deren Coolness-Quotient in den letzten zehn Jahren nicht auf unter Null sackte: Wieviele gibt es noch davon? Eine Handvoll vielleicht, und der jüngste dieser illustren Schar ist Dwight Yoakam. Trotz Hut. Der steht ihm nämlich gut, weil er dazu stets die passenden Röhren-Jeans trägt und lieber tot wäre, als nur ein einziges Mal in jene grässlichen Bund-Beinkleider zu schlüpfen, in denen die Arrivierten auch in Nashville zu flanieren pflegen. Stoffhosen! Oder schlimmer noch: Denim mit Bügelfalte. No Sir, Dwight ist im Herzen Rock’n’Roller geblieben. Und im Schritt.
Ein halbes Jahr bloß nach seiner „Unplugged“-Platte „dwightyoakamacoustic.net“, zu der in erster Linie das Wort „überflüssig“ in den Sinn kommt, legt der Country & Westcoast-Sympath ein Album vor, das natürlich „Yesterday’s Sounds Today“ heißen müsste, beinhaltet es doch fast die gesamte Palette Yoakam’scher Spielarten, von Honky Tonk bis Rockabilly.
„Alright, I’m Wrong“ ist verhaltener TexMex wie das Sir Douglas Quintet auf Valium, „For Love’s Sake“ schaukelt synkopiert wie ein Reggae aus Montana, bei „Dreams Of Gay“ kupfert Yoakam in Melodie und Phrasierung beim Boss ab, und „A World Of Blue“ renommiert gar mit Elvis-Obertönen zu einer fabelhaft swingenden Steel-Guitar.
Höhepunkt indes sind Yoakams Duette mit dem Bakersfield-Pionier Bück Owens, allen voran das gemeinsam geschriebene „The Sad Side Of Town“!. Und, wer hätte das gedacht, ein überaus formidables, ganz aus der Art geschlagenes Cover des Cheap-Trick-Hits „I Want You To Want Me“, im Original drückender Powerpop, hier feinster Country-Rock. Flaco Jimenez leiht sein Akkordeon, Chris Hillman seine Mandoline und Jim Lauderdale seine Stimme, Pete Anderson hat mal wieder produziert. Glasklar und doch nicht bloß transparent, sondern durchaus mit der nötigen Dynamik. Keine Enttäuschung mithin, außer der, dass Yoakam unterm Strich sicher schon ein Dutzend besserer LPs gemacht hat. Zum Einstieg empfohlen: „Hillbilfy Deluxe“.