Her Space Hohday – Home Is Where You Hang Yourself
Marc Bianchi, Sänger und Allesmacher bei Her Space Holiday, schafft sich seine Musik nun schon seit einigen Jahren daheim im Kellerstudio in San Francisco selbst, singt faule Psychedelika zu nackten Gitarren und spärlichen Arrangements und gefällt sich in der selbst gebauten Autarkie. Das neue Album nun zeigt Bianchi am Rand eines weiten, menschenleeren Raumes, der womöglich die Seele des Künstlers symbolisiert – als Hinweis auf seine Musik funktioniert die Verpackung in jedem Fall: Auf „Home Is Where You Hang Yourself“ ist alles weit und tief, unbeschränkt und, nun ja, einsam.
Bianchi kreiert Klanglandschaften aus hageren Akkordgerüsten und genügsamen Melodien, verliert sich in Repetitionen und gehauchten Assoziationen – schon muss wieder Nick Drake als Vergleich her, aber auch die opulenten Spiritualized oder die Super Furry Animals. Damit sind zumindest die Koordinaten richtig gesetzt; Bianchi betreibt new psychedelic und urban folk und bedroom pop, der als eine Art musikalischer Wolkenflug funktioniert und so den verregneten Sonntagnachmittag ganz akkurat beschallt.
Ein Lied herauszuheben, fällt schwer; Bianchi setzt aufs Gesamtwerk, lullt den geneigten Hörer sukzessive ein mit seinen zeitlupenhaften Szenarien und fiependen Monotonien – man muss willig folgen, um ob der oft gebrechlichen, punktlosen Kompositionen nicht bald ungehalten zu werden. Ein Lied, bitte ein Lied! Es kommt keins.
Statt dessen bläst Bianchi mit viel Glauben an sich selbst seine kleinsten Ideen zum großartigen Luftschloss auf, und das gelingt sogar manchmal. Bei dem kargen, minimalistischen Titelwerk zum Beispiel, oder bei „Sugar Water“, einer verträumten Ode an die Verlassenheit, die Bianchi endgültig der Bodenhaftung beraubt. So abgehoben, katapultiert sich Bianchi am Ende des Werkes mit immer ätherischer werdenden Klängen hinauf in lichte Höhen, verschwindet in der eigenen Privatsphäre und verabschiedet sich zu dem programmatischen Urlaub im All. Wir winken ihm nach.