Mark Olson – My Own Joe Ellen

Es heißt ja, die wahren Motive der einzelnen Mitglieder würden sich erst herausschälen, wenn sich eine Band trenne. Selten traf dieses Verdikt so präzise wie im Falle der Jayhawks. Dennoch verblüfft nach wie vor, wie weit die Wege von Mark Olson und Gary Louris nach dem abrupten Split auseinanderliefen. Während Louris flugs von Neo-Country auf Classic Pop umsattelte und unter altem Namen weiter nach dem Zipfel Ruhm schnappt, der der Band bisher vorenthalten blieb, entbrannte Olson erst in Liebe zu Victoria Williams, sagte dann Bye-Bye und mutierte schließlich an ihrer Seite zum Zivilisations-Drop-Out unterm Himmel über kalifornischer Wüste.

Befreit von den ungeschriebenen Zwängen eines Major-Marketings, blühte seine Kreativität auf, da draußen in Joshua Tree. Drei selbst vertriebene Alben in drei Jahren zeugen davon, voller gemütlichem Wohnzimmer-Folk mit Williams und Mike Russell als Original Harmony Ridge Creek Dippers. Für Nummer 4 ließ Mark Olson jetzt wieder etwas mehr Licht von außen in den privaten Kosmos zwischen Kleintierzoo und Wasserstelle. Ein richtiges Studio durfte es diesmal schon sein, auch stehen prominente Session-Profis auf der Gästeliste, allen voran Saiten-As Greg Leisz und Don Heffington, der schon auf „Tomorrow The Green Grass“ trommelte, dem Schwanengesang der alten Jayhawks.

Das versierte Personal darf seine Expertise nicht nur in Country-Folk-Juwelen wie „Meeting In Lone Pine“ und „Diamond Davey“ funkeln lassen. Ansatzweise zumindest hat Olson auch den elektrischen Kick wieder entdeckt, allemal im getragen-erhabenen „Rainbow Of Your Heart“, wo Leisz die schlichten, schwebenden Riffs und (WahWah)-Leads beisteuert, die früher Louris vorbehalten waren.

Nicht so überraschend freilich wie die verhaltene Soul-Referenz „Letter From Africa“. Es menschelt natürlich fast die ganze Zeit, besonders schwer gen Ende. Da verdrückt Olson erst eine dicke, heitere Country-Träne für die Titelheldin des Albums und die Tage „back on the farm“, um sich dann um eine gewisse „Rosalee“ zu sorgen. „Is someone there to teil you, it’s alright?“ Was natürlich passt zu einer Platte, die mit „Someone To Talk With“ – elektrisch kickend – anfangt. Auch wenn in dem Falle wohl der große Bruder da oben gemeint ist, der dem kleinen Jungen da unten über die tägliche Einsamkeit in der Küche hinweghalf.

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