Alternativen

Karate – Unsolved (Southern/EFA)

Auf Album Nr. 4 hat das Trio aus Massachusetts zu einem Stil gefunden, der sich jedem aktuellen Vergleich entzieht.. Introspektiv und gefühlvoll, doch ohne Schwelgerei in Platitüden entwickeln die Songs eine Dynamik, die ganz ohne vordergründige Effekte auskommt Geoff Farina hat sein Gitarrenspiel weiter in Richtung Jazz entwickelt, und seine ungewöhnlichen Akkordfolgen sorgen im bedächtigen Zusammenspiel für Dauerspannung. Das erinnert an die ruhigeren Momente von Firehose oder (was ältere Semester interessieren dürfte) an die grandiose Briten-Band Patto (’69-72). 4,0

90 Day Men – (It (Is) It) Critical Band (Southern EFA)

Wie soeben einer Zeitschlaufe entstiegen präsentiert die Chicago-Band ein Debüt, dass an die Frühphase des Indie-Rock erinnert. Hier geht es nicht um Stilverweise, sondern um einen individuellen Gestus, der alle Einflüsse bekannter Spielarten weit von sich weist. Die Stücke folgen lediglich vagen Strukturen, und der unterkühlte Sprechgesang ist frei von aller Emphase, die von Rock bis Rap jemals hervorgebracht worden ist – wie Beatnik-Prosa, streng vom Blatt gelesen. 3,0

Pluto Monkey – Little Brenda: Bluegrass Mission (Shifty Disco/EFA)

Auch hier fühlt man sich an den Aufbruchgeist im Underground der frühen Achtziger erinnert. Dem Albumtitel zum Trotz ist hier von Folk und Roots überhaupt keine Spur, und auch die pink frisierte Dame auf dem Cover spielt keine Rolle. Die Songs des Briten-Duos (Ex-Dawn Of The Replicants) sind in diesem Falle durchaus klar strukturiert, aber die Arrangements sind Phantasie pur. Und die Studio-Elektronik hätte auch von Suicide stammen können. 3,5

Slim Cessna’s Auto Clufa – Always Say Please And Thank You (Alternative Tentacles/EFA)

Tja, was soll man sagen, wenn ein paar Country-Anarchisten nach fünf Jahren im Untergrund plötzlich ernsthaft Richtung Nashville zielen? Das Establishment wird sich angewidert abwenden, und die angestammte Punk-Gemeinde wird den nunmehr subtil gewordenen Witz der Combo als Anbiederung betrachten und das ältere, derbere Material vorziehen. Schade, dass so viele gute Songs dabei möglicherweise auf der Strecke bleiben.3,0

Trans Am – Red Line (Thrill Jockey/EFA)

Schon ein gewaltiger Brocken, den das US-Trio auf diesen Planeten krachen lässt. 21 Tracks in gut 73 Minuten, die das Schicksal heutiger Rockmusik besiegeln mögen. Was im ersten Moment ungebremst lospowert, liegt schon bald in Dubs zerhackt am Boden. Auch unser Freund Computer darf seinen Beitrag leisten. Retro-Rock? Prog-Rock? Post-Rock gar? Alles kein Thema mehr, denn hier regieren die Außerirdischen. Eine bahnbrechende Bestandsaufnahme. 4,0

Damon & Naomi With Ghost (Sub Pop/Cargo)

Nachdem auf den letzten Alben musikalischer Stillstand und gepflegte Langeweile herrschte, wartet das Ex-Galaxie 500-Duo mit einer Überraschung auf. Durch das Mitwirken der japanischen Soft-Psychedeliker Ghost finden sich neue Ansätze, allzu statische Stimmungen werden auf zarteste Weise aufgebrochen, ohne dass die introvertierte Beschaulichkeit ihrer Lieder besonders gestört wird. Von Abwechslung kann dennoch keine Rede sein. Aber das hätte wohl auch niemand gewollt In Dämons und Naomis Hippie-Universum gehen die Uhren anders nicht nur Ex-Kollege Dean Wareham hat Valium in den Adern. 3,0

764-Hero Red Line (UP/Cargo)

Dank der kurzzeitigen Zusammenarbeit mit Modest Mouse eilen dem zweiten Longplayer des US-Trios gewisse Erwartungen voraus. Mit Phil Ek (Built To Spill) als Producer kann da nicht viel schiefgehen, denn dieser versteht es blendend, aus dem ohnehin ansprechend melodiösen Songmaterial maximale Euphorie herauszukitzeln. Bei allen Ähnlichkeiten zu BTS und MM bleibt der eigene, erdig-energetische Stil der Band dennoch jederzeit erhalten. 3,5

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