The WallfIowers – Breach
Man könnte zehn Mal der Sohn des größten lebenden Songschreibers sein – wenn die eigenen Stücke nicht wirklich aufregend, intelligent, originell und inspirierend wären, dann würde es wohl kaum klappen, so kreative und integre Künstler wie Elvis Costello, Frank Black, den Jayhawk Gary Louris, Mitchell Froom, Heartbreakers-Gitarrist Mike Campbell, Multitalent Jon Brion oder Lenny Castro und Michael Penn dazu zu bewegen, sich auf der Studiomatte zu drängeln, um bei den Aufnahmen für ein neues Album mitzuhelfen. Der junge Herr Dylan hat die Songs – und so kamen auch die Gäste.
„Breach“ klingt denn auch wie ein Rollgriff durch die Geschichte des amerikanischen Liedes – wobei Zimmerman senior selbstverständlich ausgenommen ist. Vielmehr orientiert sich Jakob an Tom Petty, an Bruce Springsteen und – kaum jemand seiner Generation wird sich erinnern – Warren Zevon. Gute Leute, gute Songs.
„Wasteland“ eröffnet gleich süffig und sehnsüchtig – ein Stück, das ein sicherer Kandidat für einen Single-Hit wäre, wenn es nicht etwas zu sehr an „One Headlight“, den bisher größten Erfolg der Band, erinnern würde. Origineller ist da aber schon das folgende „Hand Me Down“, in dem Dylan junior erstmals recht offen anspricht, was es wohl heißen mag, der Sohn von IHM zusein.
Überhaupt äußert sich Jakob nicht nur expliziter, er singt auch erheblich engagierter und expressiver, wirkt weniger distanziert als bisher. Ein schönes Beispiel für den neuen, zugänglicheren Jakob ist die erste Single „Sleepwalker“ mit seiner (bloß textlichen!) Sam-Cooke-Reminiszenz, während das schon ältere – und seit vier Jahren bereits mehrfach im Live-Programm der Wallflowers aufgetauchte – „Mourning Train“ mit einem spartanischen Arrangement aus Akustikgitarre, Orgel und Händeklatschen noch die traditionellere Seite zeigt. Jakob hat mittlerweile auch keine Probleme mehr damit (wie bei dem eindeutig nach den Heartbreakers klingenden „Some Flowers“), Inspiration zuzulassen.
Dass die Wallflowers manchmal nach den Attractions klingen sollen, erklärt auch den kehlig im Hintergrund kläffenden Elvis Costello. Doch die Amerikaner gehen natürlich geschmeidiger zu Werke als die Engländer. Die Chart-Platzierungen von Vater & Elvis reichen ihnen nicht.