K’s Choice – Almost Happy
Jetzt kann man es ja sagen: Viele von uns Jungs waren schon immer ein bisschen in Sarah Bettens verliebt. Wie sie ihrem Bruder Gert auf einem Cover die Glatze wuschelt, wie sie süß ungelenk die Beine übereinander schlägt, schließlich wie sie in sensiblen Worten das große Dilemma des Seins und der Liebe bedenkt, all das hat seine Wirkung auf uns nicht verfehlt.
Die Musik, die Sarah mit ihrem Bruder daheim in Belgien auf bislang drei Alben hervorbrachte, war dabei nicht immer ganz so liebenswert. Vom unbeholfenen Betroffenheits-Rock der ersten Jahre bis zum etwas richtungslosen Indie-Pop des letzten Werkes „Cocoon Crash“ – man musste schon ein bisschen Geduld mitbringen, um K’s Choice auf deren Reise mit unbestimmtem Ziel zu begleiten.
Nun scheint ein Hafen gefunden: „Almost Happy“ präsentiert K’s Choice endgültig als elegisches Pop-Ensemble ganz ohne Rock-Verweis und Alterna-Bemühen. Schon der Opener -Another Year“ ist eine Wucht: Sarah und Gert Bettens lassen die Stimme alles bestimmen, alles führen, und so muss die zierliche Frontfrau nun keinen obligaten Gitarrenlärm mehr mühsam kontrastieren.
Es sind womöglich die regen Kontakte jenseits des Atlantiks, die Sarah Bettens für solch kreative Souveränität freigesetzt haben; nicht selten stehen Bettens‘ Freundinnen Emily Saliers (Indigo Girls) und Sarah McLachlan, die K’s Choice höchstpersönlich zu ihrem Wanderzirkus singender Damen, „Lilith Fair“, lud, Pate für das neue Selbstbewusstsein der Belgier.
Was hier und in anderen Liedern musikalisch zur Ruhe kommt, bleibt inhaltlich allerdings nach wie vor im Ungewissen. „Life is easy when you fake it right until you realize/ Your happiness is unrelated to anything you have in sight“, singt Sarah, und damit ist thematisch alles beim Alten. Im Leben hat man’s schwer, besonders mit sich selbst, und diese Erfahrung steckt K’s Choice tief in den Knochen. Das Leid kulminiert in dem Sechs-Minuten-Opus „Shadowman“, das Bruder Gert mit arg bedrückter Miene zum Besten gibt – K’s Choice entkommen danach mit einem versöhnlichen Schlussakt dann gerade noch der drohenden Larmoyanz. Und so ist man, ganz einig mit den Künstlern, am Ende eben das: fast glücklich.