Holly Cole – Romantically Helpless
Die Kanadierin Holly Cole mit bereits sechs Veröffentlichungen und im zwölften Karrierejahr noch immer eine Newcomerin zu nennen, wäre was den kommerziellen Status ihrer Arbeiten in Europa angeht – zwar gerecht, würde ihre bisherigen Arbeiten allerdings zu bloßen Frühwerken herabsetzen. Und das waren sie definitiv nicht. Zwar ist Miss Cole erst mit dem Tom-Waits-Coveralbum „Temptation“ auch auf diesem Kontinent zu einem etwas größeren Publikum gelangt, doch dürfte ihr Gesamtwerk für jeden Freund jazzigen Pops mehr als nur interessant sein.
Cole schreibt – wie die meisten klassischen Crooner – ihre Musik nicht selbst, sondern konzentriert sich darauf, den Kompositionen anderer (das können Cover-Versionen, aber auch Songs ihrer Bandmitglieder sein) ihren Stempel aufzudrücken. Das funktioniert auf „Romatically Helpless“ nicht zuletzt mit einer phantastisch klaren, trocknen und dennoch warmen Produktion – sogar noch besser als bisher schon: Paul Simons „One Trick Pony“ kommt bluesig, ein wenig an frühere Cassandra-Wilson-Werke erinnernd, daher. Aus dem von den Mamas & Papas als Soundtrack zum beschwingten Geschirrspülen bekannten „Dedicated To The One I Love“ machen die Sängerin und ihre Band eine düstere Geschichte von Besessenheit und unbefriedigter Sehnsucht. Randy Newmans „Ghosts“ brilliert als aufregend trauriges Duett zwisehen Stimme und Akustikgitarre, während das dynamische „Come Fly With Me“ (am bekanntesten wohl als einer von Frank Sinatras schönsten Standards) wahrscheinlich noch nie so flüssig, locker und zeitlos schön interpretiert wurde.
Ein weiteres Juwel ist „Make It Go Away“, dass in anderer Version bereits auf dem 97er-Cole-Album „Dark Dear Heart“ zu hören war, hier aber noch einmal zur Perfektion aufpoliert wurde und beweist, dass diese junge Dame nicht nur eine grandiose Jazz-Sängerin ist, sondern auch als sophistischer Country-Star beste Chancen hätte. Es wird Zeit, dass dieses Talent endlich auch außerhalb seiner Heimat gewürdigt wird.