Melanie B – Hot
Jahrhunderte muss es her sein, dass fünf auf Girlie-Power gestylte Durchschnittsmädchen lachend und Stumpfsinn singend ein edles Restaurant stürmten, eine Runde drehten, die Gäste dort kräftig aufmischten und wieder verschwanden. Dafür gab es dann Rotation auf „Viva“ und, „MTV“, und man schaute immer wieder hin. War ja auch irgendwie lustig, wenn auch nicht wirklich ernst zu nehmen. Sex sells, mag er auch ein wenig müffeln.
Etliche Hitsingles und einen beknackten Film später wurde es musikalisch erst einmal ruhig um dieses kompakte Girlie-Phänomen. Die eine stieg aus, ging mäßig erfolgreich auf Solopfaden und lässt sich neuerdings mit Robbie Williams blicken. Die zweite probiert es etwas erfolgreicher solo, wäre aber gerne lesbisch, da sie von Männern bislang nur enttäuscht wurde. Sieht auch immer schlamperter aus. Die dritte hat ein Dauerabonnement auf Schlagzeilen in der Klatschpresse, in denen sie auch mal gerne erzählt, das ihr Fußballsuperstar-Ehemann mit Vorliebe ihre Wäsche trägt. Jetzt leidet sie an Meningitis. Von der vierten, die blond ist, hört man gar nichts. Die fünfte hört auf „Scary“.
Melanie B dachte auch, sie hätte der Welt etwas zu sagen, suchte sich verschiedene wichtige Produzenten wie Jimmy Jam und Terry Lewis (George Michael, Janet Jackson, Boyz II Men) oder Max Beesley (Paul Weller, Brand New Heavies), um ein Album aufzunehmen, das natürlich mindestens „100 Prozent ich selbst“ sei. Ein Album für den Fan, denn es erzählt uns alles über Melanie. Zum Beispiel über die Scheidung von Ehemann und Spice-Tänzer Jimmy Gulzar. „Tell Me“ ist eine knallharte Abrechnung samt der erstaunlichen Erkenntnis, er habe sowieso nur immer ihr Geld gewollt. Das kennt man sonst andersherum (Wussow et al). Erzähl uns mehr, Mel!
Ansonsten groovt es nett wie bei Janet Jackson. Na, nicht ganz. Und einige Gesangsarrangements sind sogar recht spannend, obwohl Mel nicht die Stimme einer Whitney oder Maria hat – zum Glück. Aufgrund der unbarmherzigen Offenheit wird aufgerundet. Auf zwei Sterne.