Seafood – Surviving The Quiet
Ein gepflegtes Namedropping ist beim Debütalbum des erstaunlicherweise britischen Quartetts Seafood nahezu unvermeidlich: „Surviving The Quiet“ speist sich ebenso aus „Daydream Nation“ und „You’re Living All Over Me“, wie es an „Slanted And Enchanted“ und „It’s A Shame About Ray“ erinnert. Eine wahre Fundgrube für Indie-Pop-Chronisten also, die schnell heraushören werden, dass Sänger und Gitarrist David Line und Co. mehr als einen Blick über den Atlantik, genauer gesagt nach Boston, geworfen haben müssen. Geschadet haben die offensichtlichen Affinitäten „Surviving The Quiet“aber nicht, denn wo Bands wie Fence oder North Of America kürzlich ein fast schon amüsant zu nennendes Pavement-anno-1992-Revival feierten, haben Seafood noch ein bisschen mehr zu bieten: „Easy Path“ ist wunderbarer, nie glatter Noise-Pop, und das mit feiner Slide-Guitar ausgestattete „Dear Leap The Ride“ steht dem in nichts nach.
Wenn Seafood zwischen all den famosen, mal poppigen, mal punkigen Stücken auch noch ein komplexeres, beladeneres Lied wie „Toggle“ stellen, könnte man meinen, Seafood wollten vielleicht zuviel auf einmal. In solchen Momenten wird man durch liebreizende Akustik-Vignetten wie „Beware Design“ versöhnt, die Seafoods Gespür für makellose Songstrukturen und berückende Refrains aufzeigen. Da passt es gut ins Bild, dass sich Ian McCutcheon von Mojave 3, die ihrerseits mit „Excuses For Travellers“ gerade ihr Meisterstück vollbrachten, für die Produktion verantwortlich zeigte.
„Surviving The Quiet“ ist eine der Platten, bei der sich eine sicher wüste Adoleszenz und glühende Musikleidenschaft verbunden haben und die Freunde des Post-Punk, Noise- und Rock-Pop mit Sicherheit begeistern wird. Und da wir vorhin beim Namedropping stehen geblieben sind: Wem „Surviving The Quiet“ zusagt, der sollte nicht zögern, sich gleich noch das leider sang- und klanglos untergegangene und vom Aufbau her nicht unähnliche Nada Surf-Meisterwerk „The Proximity Effect“ (1998) zuzulegen. Nacheinander hören macht glücklich.