Dan Hicks & The Hot Licks – Beatin‘ The Heart
Meiner Treu, dass wir das noch erleben dürfen. Dan Hicks, Bay-Area-Urgestein und begnadeter Nonkonformist, ist plötzlich wieder da. Immerhin ein Vierteljahrhundert ist ins Land gegangen, seit sich der Swing-Exzentriker mit dem überaus launigen Solo-Werk „It Happened One Bite“ von der Vinyl-Bühne verabschiedete. Und 27 Jahre gar vergingen, seit Hicks mit seinen semilegendären Hot Licks den „Last Train Tb Hicksville“ bestieg, wo sie jedoch nie ankamen. Dan Hicks & The Hot Licks, das war bis gestern ein klangvoller Name aus dem musikalischen Nirvana und dem gut bestückten Plattenschrank. Eine Erinnerung bloß, wenngleich eine zum Schmunzeln. Jetzt also wieder wilde, wunderbare Realität. Wo Hicks so lange war? Bei AA-Meetings vermutlich. Was ihn nun zurücktreibt ins Limelight? Ein Fan namens Dave Kaplan, Label-Manager, dem ein Lichtlein aufging. „The Stones are still the Stones“, sprach er, „and the Hot Licks were so great and could be again.“
Wie Recht er damit hatte, beweist „Beatin‘ The Heat“. Als hätte Hicks nie in der Flasche gelebt, so spitzbübisch und stilübergreifend geht der reanimierte Schelm zu Werke. Okay, die Bestandteile seiner spleenigen Melange sind die alten: Country, Folk, Blues, Jazz, Swing und Rock’n’Roll, nie exklusiv, stets über Kreuz und auf dem Kopf. Auch die Instrumente sind im Wesentlichen dieselben wie anno dazumal, und mit Sid Page streicht sogar ein Original-Lick die Violine. Ein paar prominente Hicks-Bewunderer hat Kaplan ebenfalls an den Start gebracht. Überredungskünste waren dafür nicht vonnöten. Elvis Costello bat ausdrücklich, die Sessions nicht abzuschließen, bevor er nicht seinen Beitrag geleistet hätte. „Meet Me On The Corner“ heißt der Rockabilly-Boogie, auf dem die Talente der Herren Hicks und Costello mehr kollidieren als konvergieren. „A real thrill“, resümiert Elvis.
Auf „I’ll Tell You Why That Is“, einem hypnotischen Walking Blues mit Barroom-Piano und giftigen Gitarren-Spitzen, duettiert der Vielverehrte mit Tom Waits. Anderswo hängt sich Bette Midier rein, Rickie Lee Jones hilft beim Remake von „I Scare Myself“ und Brian Setzers unbestreitbare Fretboard-Fähigkeiten sorgen für Twang und Bang inmitten all des die Sinne verwirrenden Schaukelns und waghalsigen Purzelns. Die Kunst des Songschreibens meistert Hicks auch wieder, seit er trocken ist. Sieht so aus, als bewahrheite sich seine Prophezeiung aus dem Jahre 1973. In einem Rolling-Stone-Interview erklärte er seinerzeit:
„I am gonna be makin‘ a slow Comeback.“