The Magnetic Fields – 69 Love Songs
Die Vorgaben sind streng mathematisch: Drei CDs mit je 23 Songs, von denen der Komponist Stephin Merritt jeweils 15 selbst singt und die restlichen acht an Gäste und Mitglieder seiner Wohnzimmer-Band Magnetic Fields verteilt hat. Ein Trumm von einem Album, so schwer zu übersehen, dass Merritt nach zehn heimlichen Jah-ren in New York nun auf den wichtigen Titelblättern seiner Heimat steht und, zum ersten Mal, auch in den europäischen Plattenläden. Die große Geste ab eine rein rechnerische Summe der kleinen Teile, denn: Ein Konzeptalbum ist „69 Love Songs“ nicht.
Auch kein systematisches Lexikon der Liebe, obwohl es tatsächlich mit A losgeht („Absolutely Cuckoo“, eine von Merritt zur Ukulele gesungene Warnung vor dem Überschwang nach der ersten Nacht) und knapp drei Stunden später mit Z schließt („Zebra“, ein Zirkuswalzer mit Pump-Akkordeon, in dem Sängerin Claudia für den Lebensluxus als Zeichen der Liebe plädiert). Dazwischen reihen sich lose die Madrigale und Cheerleader-Refrains, die sentimentalen After-Hours-Stücke und kleinen Synthiepopper. Die meisten mit Melodien, von denen man nächtelang träumt.
Inmitten dieses Trubels bleibt Stephin Merritt dennoch ein Vorbild an Sachlichkeit, singt und dirigiert ähnlich sophisticated wie Neil Hannon bei der Divine Comedy. Mit Heimstudio-Besetzung halt, die aber all das blitzsauber ausspielt, was sich bei den Kollegen Badly Drawn Boy oder Babybird im koketten Rumpeln verliert. Ein paar kleine Blödeleien seien ihm verziehen. Schon deshalb, weil die Magnetic Fields mit „Papa Was A Rodeo“ eine so unglaubliche Variante auf Bob Dylans Wanderlied „One Too Many Mornings“ im Programm haben: „Never stuck around long enough for a one night stand.“ Auf so was kommen heute nur die ganz wenigen Menschen, die das Geniale streifen.