Thin Lizzy :: One Night Only
Die konzertante Wiederkehr zum Gedenken an Phil Lynott.
Wir stellen jetzt einmal nicht die schnöde, erwartbare, für manch einen wohl auch obligatorische Frage, was das eigentlich soll – ein neues Live-Album von Thin Lizzy. Man bedenke! Ohne das musikalische Gravitationszentrum Phil Lynott, der vor fast 15 Jahren von uns ging („Gone but not forgotten“, wie sich das Booklet pietätvoll vernehmen lässt). Und nach immerhin schon zwei sehr guten Konzertmitschnitten („Lif(v)e“ und „BBC Radio 1 – Live In Concert“) sowie – Tusch! – der Big Mama aller Live-Doppel-LPs, „Live And Dangerous“. Danke, Sie können sich jetzt wieder setzen!
Herrje, dann stellen wir sie halt doch, die Frage nach dem Sinn des Projekts. Es ist nichts weiter als ein Versuchsballon. Verkauft sich diese Silberfliese, dann darf man auf eine längerfristige Kooporation von Scott Gorham und John Sykes und also auf neues Material hoffen. Endlich wieder. Verkauft sie sich nicht… Aber sie wird sich schon verkaufen, denn Leben heißt Hoffen! Und außerdem lässt sich hier ja noch einmal zur Gänze nachvollziehen, was auf der vorangegangenen Tour selbst erwachsene Männer zu Tränen gerührt hat – und das ist kein Witz: Diese nachgerade somnambule Perfektion der Six-String-Twins, die sich bei aller Feinnervigkeit allerdings nie zu schade sind, auch großkotzige Riffs zu klopfen, die schiere Schwerelosigkeit ihres Zusammenspiels mithin, nicht zuletzt bei den vielen hübschen zweistimmigen Melodie-Piecen.
Sykes gut gefettete Eisenpeitsche schneidet ein wenig tiefer ins Fleisch und kreischt so erbarmungswürdig, als wäre sie lebendig. Etwas zurückhaltender, ja schlichtweg leiser agiert die leider durch einen Billig-Choruspedal etwas zu nuttig aufgeschminkte beste Freundin von Gorham. Und darüber läßt Sykes durchaus adäquater Gesang, der mit seinen Pfunden wahrlich nicht zu wuchern braucht – und dann auch noch genügend Empathie aufbringt, die allbekannten Losungen Revue passieren: „The Boys Are Back In Town“ – „Don’t Believe A Word“ „Waiting For An Alibi“ usf. Natürlich fehlt da noch etwas, und man muss schon bis zum vorletzten Song warten – bis „Rosalie“ kommt -, aber das Warten lohnt sich ja doch immer: „Now it’s time to introduce the band for you.»“ Puha, man fragt mich besser nicht, wie ich das finde, ich vertrete hier nämlich nur die Meinung des Fans!