Short cuts
American Psycho – Soundtrack (Koch Records)
In der Filmadaption von Bret Easton Ellis‘ Yuppie-Schreckensmanifest referiert Christian Bale als Patrick Bateman mit Detailbesessenheit über Huey Lewis & The News, Whitney Houston und Phil Collins, um anschließend zu ihren Songs bestialische Morde zu begehen. Nicht, dass man den Geschmack des Scheusals teilen würde: Aber mindestens einer dieser Musiker hätte auf den Soundtrack gehört. Von Lewis ist immerhin bekannt, dass er empört eine Freigabe verweigerte. Nun sind etwa mit New Orders „True Faith“ oder dem Coldcut-Remix „Paid In Full“ von Eric B. & Rakim Titel auf dem Soundtrack, die der blasierte Bateman zwar kaum gehört hätte, die sinnig und auch klasse sind – vor allem ein desperat swingender Remix von David Bowies „Something In The Air“. 4,0
D J Koze – Music Is Okay (Yo Mama)
Auf dem Cover sieht der Bursche, einst bei Fischmob ohnehin für die Kalauer zuständig, aus wie ein Zwitter aus Wigald Boning und Mambo Kurt. Im Intro freut sich der (angebliche) Vater von Stefan Kozalla aka DJ Koze, dass sein Sohn kein Zahnarzt oder Biologe geworden sei, sondern „Beatbastler“. Auf „Music Is Okay“ präsenriert er als Remixer vor allem die Hamburger Szene. Während sein House-Gefiepe in Blumfelds „Tausend Tränen tief“ stört und zerstört, hebt er Tracks von Egoexpress, Fünf Sterne deluxe, Der Tobi & das Bo oder die Goldenen Zitronen mit ungemein gewitzten Einfällen auf den Club-Dancefloor. Selbst Rocko Schamonis eitles Stück „Discoteer“ klingt nun verdammt lässig. 4,0
Bumby Knuckles – Industry Shakedown (Kjac Records)
An dem Album „the industry doesn’t want you to hear“, wie es im Untertitel heißt, hat Bumby Knuckles alias Freddi Foxxx fünfjahre lang gefeilt. Nun rechnet der Rapper, der einst mit Eric B. & Rakim, KRS-One und Gang Starr kooperiert hatte, mit der Gier der Plattenbranche und talentlosen MCs ab. Teilweise produziert von den Virtuosen DJ Premiere und Pete Rock, rappt er doch etwas selbstgerecht zu beinharten Old-School-Bässen und spartanisch eingestreuten Samples. Weckt alte Erinnerungen.3,0
Peaches – The Teaches Of Peaches (Kitty-Yo/EFA)
Kaum haben Kitty-Yo durch Surrogats Manifest „Rock“ für die Rückkehr der Großmäuligkeit gesorgt, ist in Gestalt der Kanadierin Peaches der nächste viel versprechende Act am Start. Musikalisch wird hier Rock mit anderen Mitteln (Groovebox und fette Beats) geboten, der sich anhört, als würden Technotronic, Joan Jett, Brassy und MC5 aufeinander treffen. Die Titel auf „The Teaches Of Peaches“ heißen wahlweise „Fuck The Pain Away“, „Cum Undun“ oder „Lovertits“ und machen unmissverständlich klar, worum es hier eigentlich geht: um Sex. Ein Konzeptalbum übers Ficken. 3,5
Samiam – Astray (Gordeon)
Zwölf Jahre nach ihrer Gründung ist das amerikanische Pop-Punk-Quartett um Jason Beebout immer noch Vorbild für zahlreiche jüngere Bands ähnlicher Ausrichtung wie Promise Ring oder The Get Up Kids. Auf „Astray“ spielen Samiam in gewohnter Manier all ihre Stärken aus, immer begleitet vom hochemotionalen Gesang Beebouts. Bereits ihr Opener „Sunshine“ dürfte sich bald zu den kleinen Samiam-Klassikern wie „Home Sweet Home“ und „Capsized“ gesellen. Nach ihrem wohl gelungensten Album „Clumsy“ auf Atlantic lagen Samiam ja schon einmal zwei Jahre auf Eis. Diese Situation, an der andere Bands zerbrochen wären, meisterten die Sensibilisten unter den Punks in eindrucksvoller Art und Weise. 3,0
Anger 77 – Keine Angst (EMI)
Beim letzten Album „Allein im Flugzeug“ hatte man noch den Eindruck, das Erfurter Quintett habe zu sehr unter dem mediokren Einfluss von Fury In The Slaughterhouse gestanden. Nun präsentiert es sich kompakter und gereifter mit psychedelischen Momenten und druckvollen Rock-Hymnen, Feedback und Pop-Elementen. 3,0
Veranda Music – II. (XXS Records)
Schon auf ihrem Debütalbum „Here’s To Them“ musizierten die Hamburger eher assoziativ. Auf „II.“ spielen sie herrlich luftige Jazz- und Bar-Musik, die aber wie auch der Blues bei „Pearl Of The Quarter“ immer etwas Abstraktes hat. Erhebend sind ihre hingetupften, schleppend-schillernden Balladen wie „Going Too Slow“ oder „Lovely Lady“, die Nick Cave gefallen würden. Und ein Titel wie „Me And The Palmtree“ ist sowieso unschlagbar. 4,0
The Weakerthans – Left And Leavinq (B&A Records/Indigo)
Schon im Vorprogramm der letzten Tocotronic-Tour sind die kanadischen Weakerthans äußerst positiv aufgefallen und konnten mit ihrer ersten Platte „Fallow“ verdiente Achtungserfolge erzielen. Der Nachfolger heißt „Left And Leaving“ und oszilliert ähnlich überzeugend zwischen originellem Pop-Rock und skizzenhaften Balladen. Wer die Weakerthans einmal live erlebt hat, der merkt schnell, dass alles an ihnen herzzerreißend ist: Bandname, die Songs und deren Titel („Elegy For Elsabeth“ ist nur ein Höhepunkt) und die Texte von Ex-Propagandhi-Mitglied John K. Samson. Diesmal singt er: „How I don’t know what I should do with my hands when I talk to you. How you don’t know where you should look, so you look at my hands.“ Wie wahr. 4,0
Spax – Alles relativ (Universal)
Keine Ahnung, wie ein Hannoveraner zum Support von Gang Starr und Eminem werden konnte. Aber im Musikgeschäft ist eh alles relativ. Spax ist ein solider Rapper, der weder durch reichlich Witz oder große Poesie auffällt, mit Hilfe der Massiven Töne sowie DJ Mirko und DJ Stylewarz aber einige originelle Tracks hingekriegt hat. 2,5
Titan A.E. – Soundtrack (Capitol Records)
„Titan A.E.“ ist ein Zeichentrick-„Star Wars“ für Teenager, und entsprechend ist die Musik: Big Beats, Punkrock, Metal HipHop von Lit, Powerman, Luscious Jackson, The Urge und den Fun Lovin‘ Criminals. Alles neue Songs, keiner ragt heraus 2,5