Lullaby Baxter Trio – Capable Egg
Die musikalische Welt auf den Kopf zu stellen, ist offenbar eine kanadische Spezialität. Individuelle Eigenbrötler wie der liebenswürdig spröde Neil Young und der notorische Charmeur Leon Redbone sind seit Jahren dafür Beweis. Die 30-jährige Lullaby Baxter aus Montreal tritt tapfer in diese Spuren, und wie! Angelina Teresa Iapaolo heißt sie laut Taufschein, und wahrlich, sie singt und säuselt wie ein gefallenes Engelchen. Mit samtweicher Stimme gibt sie die Texte ihrer Co-Autorin Lutwidge Sedgwick in Gestalt der guten Fee, hinter der sich die Femme Fatale verbirgt. Unter der sanft schimmernden Oberfläche, leicht dahingetupft im Bossa Nova, Walzer oder Vaudeville gärt das Vokabular einer ausgekochten Hexe.
Charmant wie eine Mieze, die doch nur ans Fressen denkt, raunzt sie Schlaf-Liedchen für Erwachsene, untermalt von Cello, Klarinette, Konzertina und Vogelstimmen. „Immer, wenn ich clever bin, bist du nicht da, und außerdem machen mich die Vorhänge nervös.“ In ihren 13 kleinen, kirmesschrägen Versatzstückchen a la „Haben Sie mal einen Yen für diese Henne, denn ich bin’s, der verliebte Gockel“ oder „Mama, sie kommen dich abholen, soll ich ’nen Kirschkuchen backen und dich drin verstecken?“ singt Lullaby über den ganz normalen Alltagswahn.
Ihren Vornamen hat sie nicht umsonst dem Schlaflied entliehen. So lassen sich böse Wahrheiten geschickt kaschieren. Lullaby weiß, was große Kinder wollen. Sie weiß, dass Pferde nicht schnarchen, weil die Hummeln in ihren Nüstern schlummern. Noch Fragen? Fragen Sie lieber nicht, es klingt einfach zu schön.