Phoenix – United (Source/Virgin9
Das Pariser Quartett Phoenix klingt nicht allzu entfernt von den Freunden Air. Die bereits seit fast zehn Jahren existierende Band hat auf ihrem Debüt allerdings noch viele Elemente in ihren Sound eingebaut, auf die die beiden anderen Moog-Anbeter verzichten oder noch nicht gekommen sein dürften. Beim ersten Hördurchgang ist “ United“ möglicherweise etwas zuviel des Guten. Die Platte mag auf den Unvorbereiteten wie die erste Fahrstunde wirken: Kuppeln, Schalten, Lenken, Spiegelschauen… Und das alles auf einmal!
Es gibt allerdings einen Schnellkurs, um in den Sound von Phoenix einzusteigen. In den 9:39 Minuten, die „Funky Square Dance“ anhält, ziehen die vier Franzosen alle Register. Country-Melancholie, pluckernde Rhythmen, die nölend-naive Bontempi-Melodien, elegischer, fast gleichglültig wirkender Gesang und später dann mächtig sägende Stadionrock-Gitarrenriffs machen den Einstieg nicht gerade einfach. Hat man allerdings nach wiederholtem Konsum dieses Mammutstückes erst einmal den Dreh raus, so flutscht der Genuss des kompletten Albums fast wie von selbst.
Auf einmal sitzt man im klapprigen R4 und schwebt wie auf Wolken, während sich die Hebel und Pedale fast wie von selbst bedienen lassen. Der Fahrer genießt die Landschaft oder ein angeregtes Gespräch, während er fast wie in Trance den Wagen fortbewegt. Zunächst unzugängliche oder schwierig wirkende Stücke wie der verquere Soul von „Honeymoon“ oder das hektisch funkige „Too Young“ erschließen sich nun problemlos.
Musikhören wie Autofahren sollten nicht anstrengen, sondern in entspanntem Zustand praktiziert werden. “ United“ ist eine Fahrlehrerplatte – mit Massagekugelmatte. C