Jazz

Uri Caine – The Goldberg Variations (Winter & Winter)

So brav und fade Jacques Loussier im Bach-Jahr die „Variations“ variiert, so spannend und unterhaltsam geriet, was der Wagner- und Mahler-erfahrene Avantgardist Uri Caine mit Musikern unterschiedlichster Herkunft (Greg Osby und Don Byron, DJs und Gambenspieler) in 72 Variationen gepackt hat, von denen viele sich zumindest auf Bach’sche Basslinien beziehen. Zweieinhalb aberwitzige Stunden zwischen Leipzig und New Orleans, Barock-Trompete, Freejazz, Mambo. 4,0

James Carter – Chasin‘ The Gipsy (Atlantic/Warner Jazz)

Eine doppelte Überraschung, typisch für Mr. Bigsound (diesmal vom Sopran- bis zum Bass-Sax!). Expressiv improvisiert er über Songs aus dem Repertoire von Django Reinhard. Schwesterherz Regina Carter geigt ohne bemühte Grapelli-Nähe, Schlagzeuger Joey Baron ist nicht auf „Hot Club“-Swing verpflichtet, das Ganze keine Hommage, sondern kühne Adaption. Aktueller kann da auch Carters erstes „vollelektrisches“ Opus, „Layin‘ In The Cut“, nicht klingen, kollektiv improvisiertes Powerplay in Ornette-Tradition mit Freefunkern wie Jamaaladeen Tacuma (b) und Calvin Weston (d), ergänzt um die Gitarren von Marc Ribot und Jef Lee Johnson. Beide:4,0

Lynne Arnale Trio – Live At Montreux (TCB/In-Akustik)

Wenige Pianist(inn)en finden mit solcher Selbstverständlichkeit einen ganz persönlichen Zugang zu Monk-Kompositionen wie Lynne Arriale. Ihre weder durch Slow-Funk und Zeitlupen-Bossa noch Calypso zu irritierenden Mitstreiter Jay Anderson (b) und Steve Davis (d) schaffen die Basis dafür, dass Lynne Arriale sich bekannteren Kolleginnen wie Joanne Brackeen ab ebenbürtig erweisen kann. 3,5

DianneReeves – In the Moment (Blue Note/EMI)

Zu Gast bei einer Sängerin, die – mal Geliebte, mal Kind in Sonntagsstimmung – mit viel Wärme Geschichten erzählt: Konzerte von Dianne Reeves sind intime Begegnungen. Obwohl statt Swing hier Latin, Funk und andere Grooves dominieren, beweist Dianne das Format einer großen Jazz-Diva. Die Bühne ist ihr heilig, und sie teilt sie mit fünf Musikern, die ebenfalls auf „healing power“ setzen, 4,0

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