Cliff Richard – Cliff

Der Rock’n’Roll erreichte Europa just in dem Moment, als in Amerika die Gegenbewegung einsetzte. Elvis wurde zur Army eingezogen, eine Armee von Bubis namens Bobby oder Frankie annektierte die Charts, man schrieb das Jahr 1958. In England war gerade der Skiffle-Boom am Abflauen, und in Liverpool gab es ein paar Jungs, die wohl wussten, wer Little Richard war, aber noch nicht, wo Hamburg lag.

Es war August, der Sommer fast vorüber, da passierte es. „Move It“ schoss in die UK-Charts, mit wildem Twang und Vocals, die geschüttelt waren, nicht gerührt. Von einem 17-jährigen Britboy, befeuert von einer Band gleichaltriger Rock’n’Roller. Cliff Richard & The Drifters nannten sie sich, und eine Menge Leute verloren damals Geld, weil sie darauf wetteten, dass diese Halbstarken nur Yankees sein konnten.

„I never wanted to be a singer until I heard Elvis“, erklärte Cliff und entfachte eine bis dahin ungekannte Teen-Hysterie im Vereinigten Königreich. Was die Reaktion auf den Plan rief. „Wehret den Anfängen!“, schlagzeilte der „Telegraph“, die anglikanische Kirche äußerte „Besorgnis um das Seelenheil“ junger Menschen, und nach einem Femsehauftritt Richards kommentierte der „New Musical Express“ angewidert: „The most vulgar and crude exhibitionism ever seen on TV.“ Den Britkids gefiel’s, zwei weitere Rocker, „High Gass Baby“ und „Livin‘ Lovin‘ Doll“ etablierten Richard als Hitlieferanten. Eine LP musste her, befand sein Label, und zwar schnell.

Hinreichend Studiomaterial war nicht vorhanden, die hitzige Nachfrage musste in klingende Münze umgewandelt werden. So karrte man eilends ein paar hundert Fans in die Abbey Road Studios und ließ Cliff Richard & The Drifters live aufspielen. Die eigenen Hits natürlich, sowie rasante Covers von Buddy Holly, Jerry Lee Lewis, Gene Vincent. Die Version von „Ready Teddy“ erreicht ein Tempo, das die Presley-Vorlage alt aussehen lässt. The Drifters (nach Einspruch der US-Drifters kurz darauf in The Shadows umbenannt) spielen frappierend flüssig, und das Kreischen der Fans reißt nie ab. Am 9. Februar 1959 aufgenommen, am 10. gemischt, Anfang April veröffentlicht. Der britische Rock ’n’Roll war den Soho-Bars und Hafenkneipen endgültig entwachsen. England hatte seinen Elvis. Im Jahr darauf machten sich die Liverpooler Jungs mit Elvis-Tolle und Chuck-Berry-Platten auf den Weg in eine Ungewisse Zukunft. Nach Hamburg.

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